Der Vorschlag des niedersächsischen Verkehrsministers Althusmann klingt verlockend: Flugreisen erst beim Check-in zahlen, nicht Vorkasse für Leistungen, die bei Flugausfällen nicht erbracht werden. Ganz so einfach wäre das aber nicht. So würden die Schlangen bei der Abfertigung noch länger. Fluggäste könnten es sich anders überlegen und nicht erscheinen – ein Flieger mit leeren Plätzen ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Die Lenkung von Passagierströmen durch unterschiedliche Preise für Früh- und Spätbucher wäre erschwert.
Doch mag der Vorschlag auch etwas undurchdacht und dem Wahlkampf in Niedersachsen geschuldet sein – aus der Luft gegriffen ist er keinesfalls. Die Politik muss etwas dagegen unternehmen, wie Airlines mit ihren Kunden umgehen – allen voran die Lufthansa. Trotz neun Milliarden Euro Staatshilfe zogen sich bei ihr Erstattungen wegen Flugausfällen in der Pandemie oft länger hin als bei vielen anderen Airlines. Etliche Kunden konnten ihre Rechte erst mit Hilfe von Anwälten durchsetzen. Das darf sich bei den Streichungen, die dem Flugchaos in diesem Sommer geschuldet sind, nicht wiederholen. Wer in der aktuellen Lage noch verreist, braucht unbedingt die Sicherheit, dass das Geld nicht verloren geht. Die Bundesregierung muss einen Weg finden, Verbraucherrechte besser durchzusetzen – sei es etwa durch eine Pflicht zur automatisierten Erstattung oder Abbuchung erst am Reisetag.
redaktion@ovb.net