Wladimir Putin kämpft seinen Krieg gegen den liberalen Westen an zwei Fronten. Neben den Bomben und Raketen gegen die Ukraine gibt es den zweiten, ganz in KGB-Psycho-Manier geführten Krieg gegen die aus Sicht Russlands „verweichlichte“ EU. Die schärfste Waffe in diesem Kampf sind unsere Ängste.
Neben die deutsche Sorge vor Wohlstandsverlust und einer kalten Wohnung im Winter, die der am Gashahn sitzende Kreml-Herr nach Belieben auf- und zudreht, ist jetzt auch noch die tief sitzende Angst vor einem zweiten Tschernobyl getreten. In typischer Verkehrung der wahren Verantwortung wirft Moskau der Ukraine „atomaren Terrorismus“ vor. Dabei ist es Putins Armee, die die sechs Atomkraftwerke nahe Saporischschja besetzt hat – und deshalb könnte nur er dafür sorgen, dass Europas größter Nuklear-Komplex sofort zur entmilitarisierten Zone erklärt und unter UN-Schutz gestellt wird. Die ukrainische Seite könnte sich dem angesichts ihrer Abhängigkeit von westlicher Hilfe nicht verweigern.
Doch der russische Präsident versprach jetzt zwar im Telefonat mit Emmanuel Macron wolkig, „erforderliche Mithilfe“ bei einer Inspektion der Internationalen Atomenergiebehörde. Doch gleichzeitig lässt er das für die Stromversorgung des Landes so wichtige Atomkraftwerk von der Ukraine abkoppeln und zur besetzten Krim umleiten. Putin nutzt das AKW eiskalt strategisch – und gefährdet damit auch die eigene Bevölkerung.
Klaus.Rimpel@ovb.net