Triggerwarnung: In diesem Text kommt das „I-Wort“ vor. Also Indianer. Schon die Nutzung des Begriffs ist für manche der pure Rassismus. Wer dann auch noch Kinderbücher über einen I-Häuptling publiziert, muss von allen woken Geistern verlassen sein. Der Ravensburger Verlag hat darum die Auslieferung zweier Bücher über den „jungen Häuptling Winnetou“ gestoppt. Begründung: Sie verletzten Gefühle. Großer Manitou, was für ein Unsinn.
Tragisch daran: Das Online-Stürmchen von ein paar ewig beleidigten Eiferern reichte, um den Verlag einknicken zu lassen. Es sind die gleichen Leute, die weißen Menschen die Dreadlocks verbieten wollen oder den Genuss von Curry-Gerichten. Ihr Kampfbegriff: kulturelle Aneignung. Mal abgesehen davon, dass sie so eher ihr eigenes Bessersein ausstellen wollen, als sich um die Gefühle von Minderheiten zu scheren, liegen sie inhaltlich weit daneben: Der Gedanke, Kulturen seien Exklusiv-Eigentum einer Gruppe, dürften sich nicht vermischen, widerspricht dem Kulturbegriff selbst. Wer so argumentiert, ist dem politisch rechten Rand näher als dem linken. Nichts gegen Sensibilität anderen Kulturen gegenüber, aber bitte dort, wo sie angemessen ist. Übrigens: Vermutlich hat Ravensburger die Gefühle vieler Menschen verletzt, die über die Winnetou-Lektüre nicht zu Rassisten geworden sind. Zählen die auch?
Marcus.Maeckler@ovb.net