Kanzler und Vizekanzler in Kanada

Ende eines Selbstbetrugs

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Oh wie schön ist Kanada! Es ist zwar nicht gerade Merkelsches „Neuland“, das der Kanzler und sein Vizekanzler da im Westen entdeckten, aber doch eine neue „Supermacht“, nämlich für „nachhaltige Energie“. Als solche preist Olaf Scholz Deutschlands künftigen Energiepartner. So wie Norwegen ist Kanada eine stabile Demokratie und ein verlässlicher Lieferant. Niemand muss sich sorgen, dass Kanada morgen ein anderes Land überfällt und seinen Kunden den Hahn zudreht – anders als Putins Russland, dessen hierzulande treuherzig behauptete „Liefertreue“ sich als böses Märchen entpuppte.

Während Deutschland also seine geostrategische Lektion lernt und Abschied nimmt von einem Selbstbetrug, fährt es mit einem anderen fort. Gerne kaufen der Kanzler und sein grüner Wirtschaftsminister künftig nicht nur klimafreundlichen kanadischen Wasserstoff, sondern auch Frackinggas, dessen Förderung im eigenen Land aber weiter des Teufels sein soll – obwohl eine Expertenkommission der Regierung gerade erklärt hat, dass die Gewinnung von Schiefergas mit Hilfe neuer Technologien auch in Deutschland umweltverträglich möglich ist. Doppelmoral? Auch das. Vor allem aber eine schlimme Mutlosigkeit, den Bürgern reinen Wein einzuschenken und zu sagen, was jetzt nötig ist, damit das an Rohstoffen und Schlüsseltechnologien arme, aber an moralischen Vorbehalten umso reichere Industrieland Deutschland in der Welt nach Putins Krieg nicht den Anschluss verliert (dazu gehören, liebe CSU, übrigens auch Stromtrassen!). Das Schauspiel kennen die Bürger bereits aus der quälenden Debatte um die fällige Atom-Verlängerung. Unsere Nachbarn können darüber längst nur noch den Kopf schütteln.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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