Die Zumutungen, die aus der russischen Kriegslust auch für viele von uns erwachsen, sind groß. Nicht wenige Menschen fürchten, die explodierenden Kosten für Lebensmittel und Energie nicht schultern zu können, bisweilen geht es um die nackte Existenz. Dass Frust und Sorgen sie womöglich in den nächsten Wochen auf die Straße treiben, ist nachvollziehbar. Friedliche Proteste sind in freien Gesellschaften wie dieser das unverbrüchliche Recht aller.
Trotzdem: Wer protestiert, muss im angekündigten „Wut-Winter“ sehr genau darauf achten, mit wem er sich unterhakt. Nationalisten und Rechtsextreme – spätestens seit Corona vielfach vernetzt mit Verschwörungsschwaflern und Querdenkern – fantasieren offen davon, aus „Volkes Zorn“ (AfD-Chef Tino Chrupalla) den lange erhofften gewaltsamen Aufstand zu formen. In Telegram-Chats sind die Heißmacher längst aktiv. Und wenn der rechtsextreme Verleger Götz Kubitschek schreibt, die Proteste würden „nachhaltig, unversöhnlich und grundsätzlich“, ist das ein Aufruf an die Szene, sich nicht mehr zurückzuhalten.
Ihr Kalkül ist es, ausreichend große Teile der gesellschaftlichen Mitte unter dem Vorwand des sozialen Protests auf ihre Seite zu ziehen. So lange das nicht gelingt, bleibt das rechtsextreme Raunen heiße Luft.
Marcus.Mäckler@ovb.net