Rostock – Mit Blick auf die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Verantwortung des Staates zum Schutz der Demokratie betont. „Was in Rostock geschah, ist eine Schande für unser Land. Für diese Schande trägt die Politik große Mitverantwortung“, verbreitete Steinmeier vor einer Gedenkveranstaltung am Donnerstag im Rostocker Rathaus.
„Der Staat muss jederzeit alles ihm Mögliche tun, jeden einzelnen Bürger in der offenen Gesellschaft gegen Angriffe zu schützen. Viel zu lange haben wir die Gefahr des rechten Terrors nicht ernst genug genommen. Ein Staat, der zu lange zuschaut oder unterreagiert, schützt die Gefährdeten nicht ausreichend vor den Gefährdern“, mahnte der Bundespräsident.
Vom 22. bis 26. August 1992 hatte es in Rostock-Lichtenhagen ausländerfeindliche Angriffe auf Asylbewerber-Wohnhäuser gegeben. Tausende Schaulustige applaudierten und behinderten die Arbeit von Feuerwehr und Polizei. Steinmeier betonte, wenn eine Gesellschaft unter Veränderungsdruck stehe, „bietet sich der Weg der Radikalisierung an, weil er einfache Lösungen vorgaukelt“. Dieses Risiko sei besonders hoch „in einer Zeit, die uns viel abverlangt, in der Gewohntes infrage steht und Einschränkungen drohen“.