Vor 50 Jahren wurden die Olympischen Spiele in München eröffnet, die Jubiläumsfeierlichkeiten schwellen jetzt noch einmal an. Man muss diese Tage genießen – denn wann wird die Erinnerung das nächste Mal abgefragt werden? Zum 75.? Dann wird es schon eng geworden sein mit Zeitzeugen, die die tollen Tage von 1972 bewusst miterlebt haben. Die damals blutjunge DDR-Schwimmerin Kornelia Ender wäre 88, das Hochsprungwunder Ulrike Meyfarth 91 Jahre alt.
Feiern wir jetzt in vollen Zügen und mit reinem Gewissen! Die heiteren Spiele bis zum 4. September waren ein Erfolg der Sportler, der Organisatoren, der jungen Bundesrepublik, der Fans. Dieser Teil von München 1972 war eine Benchmark im Weltsport. Ein modernes Olympia, das die Konjunktur ankurbelte, aber den Menschen in den Mittelpunkt stellte. München wäre heute eine weniger lebenswerte Stadt ohne dieses Ereignis. Wie beseelt auch die nachfolgenden Generationen vom Geist des fröhlichen Sports sind, hat gerade erst der Erfolg der European Championships bewiesen.
Die nichtdeutsche Wahrnehmung von München 1972 ist eine andere: Es waren auch die Spiele unverantwortlicher Blauäugigkeit und eines kollabierenden Sicherheitskonzepts. Schmerzhafter noch, dass das Versagen des Augenblicks verlängert wurde bis ins Heute, weil nie eine angemessene Aufarbeitung erfolgt ist. Ein beispielloses Versagen – aber nicht zu verantworten von denen, die 1972 mit Leben und Liebe erfüllt haben.
Guenter.Klein@ovb.net