Vatikanstadt – Franziskus regelt seine Nachfolge: An diesem Samstag wird der Papst 20 neue Kardinäle ernennen, 16 von ihnen sind unter 80 Jahre alt und können daher an einer Papstwahl (Konklave) teilnehmen. Zudem versammelt Franziskus in der kommenden Woche alle seine Kardinäle um sich. Dieser ungewöhnliche Termin mitten in der Sommerpause hat zahlreiche Spekulationen angeheizt: Wird der Papst etwa seinen Rücktritt verkünden? Oder wird er neue Regeln für die Papstwahl mitteilen?
Für Irritationen sorgt auch ein bemerkenswerter Termin am Sonntag. Franziskus fliegt per Hubschrauber in die italienische Stadt L’Aquila – um am Grab von Papst Coelestin V. zu beten. Alles nur ein Zufall? Coelestin war schließlich der erste Papst, der zurückgetreten ist im Jahr 1294. Seit aber Papst Benedikt XVI. es ihm 2013 nachmachte und bei einem Konsistorium überraschend seinen Rücktritt erklärte, gilt diese Option für alle seine Nachfolger. Franziskus, der sich nach einer schweren Darm-Operation im vergangenen Jahr und seinen anhaltenden Knieproblemen in letzter Zeit mehrfach öffentlich mit Rücktrittsgedanken befasst hat, ist immer für Überraschungen gut. Doch die meisten Beobachter schließen das in nächster Zeit aus. Schließlich stehen noch wichtige Auslandsreisen auf dem Programm des Heiligen Vaters, etwa nach Kasachstan, vielleicht in die Ukraine und nach Afrika.
Auch inhaltlich steht noch einiges auf der Agenda des Papstes. So gilt es, die Kurienreform und die laufende Weltsynode zum Erfolg zu führen. Im Juli hatte der 85-Jährige in einem Interview erklärt, dass er eines Tages zurücktreten könnte – und er dann nur noch „emeritierter Bischof von Rom“ sein wolle. Die Tür dafür sei offen.
Schwer vorstellbar erscheint aber, dass es zwei zurückgetretene Päpste neben einem amtierenden Pontifex gibt. Ein Szenario, das auch Franziskus nicht gefallen dürfte. Und so vermuten Vatikan-Insider, dass er das Konsistorium nutzen könnte, um eine Papstwahl. vorzubereiten – und Änderungen vorzunehmen. Die Spekulationen gehen so weit, dass er die Versammlung der Papstwähler öffnen und in die Vorwahlphase eine stärkere Beteiligung der Ortskirchen einbeziehen könnte. Vielleicht sogar die Gläubigen?
Mit der Ernennung der neuen Kardinäle hat er jedenfalls das Kardinalskollegium internationaler und jünger gemacht. Ein Deutscher befindet sich nicht unter den neuen Purpurträgern. Mit dem Italiener Giorgio Marengo, Leiter der Apostolischen Präfektur (Vorstufe eines Bistums) Ulaanbaatar in der Mongolei, kommt nicht nur der jüngste Würdenträger ins Kardinalskollegium. Der 48-Jährige vertritt zugleich die kleinste Ortskirche, denn seinem Fast-Bistum gehören nicht einmal 2000 Katholiken an. Neben einigen Priestern und Ordensleuten aus 26 Nationen hat er nur zwei einheimische Priester. Sechs neue Kardinäle stammen aus Asien, drei aus Lateinamerika und zwei aus Westafrika.
Die Gesamtzahl der Kardinäle erhöht sich nun auf 227, davon könnten 132 an einer Papstwahl teilnehmen. 82 dieser Wahlberechtigten wurden vom amtierenden Papst ernannt – das sind 62,6 Prozent. Für eine gültige Papstwahl ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich, das wären derzeit 88 Stimmen. Drei Vertreter der Papst-Wähler kommen aus dem deutschen Episkopat: der Münchner Kardinal Reinhard Marx (68), der Kölner Kardinal Reinhard Maria Woelki (66) und der in Rom residierende Kardinal Gerhard Ludwig Müller (74). Walter Brandmüller (93), Paul Josef Cordes (87), Walter Kasper (89), Karl-Josef Rauber (88) und der Münchner Friedrich Wetter (94) sind nicht mehr stimmberechtigt.
„Es kommt etwas Großes, aber es ist kein Rücktritt“, zitiert die Katholische Nachrichten-Agentur (kna) einen Insider. Franziskus macht es wieder spannend. (mit kna)