Winnetou-Debatte

Wandel statt Verbotskultur

von Redaktion

VON PIA ROLFS

Ist Winnetou die neue „Layla“? Zumindest erinnert die Heftigkeit der Debatte um das zurückgezogene Kinderbuch an die, die vor wenigen Wochen um das umstrittene Lied entbrannte. Auch wenn es nur um das geplante Buch zu einem Film mit Winnetou-Motiv geht, nicht um den echten Karl May, sehen viele den „Winnetou“ ihrer Kindheit infrage gestellt. Dass die ARD die alten Filme nicht mehr zeigt, weil sie (schon 2020) die Rechte daran verloren hat, weckt Ängste vor einer Verbotskultur im Gewand des Antirassismus.

Und in der Tat wäre es völlig falsch, die „Winnetou“-Filme aus ideologischem Grund zu verbannen. Sie sind Fiktion – und ebenso wenig eine historische Aufarbeitung wie etwa „Vom Winde verweht“, „Doktor Schiwago“ oder „Der kleine Lord“. Natürlich prägt der Zeitgeist solche Werke. Wer einen alten Lieblingsfilm sieht, entdeckt oft gesellschaftliche Vorstellungen, die in die Gegenwart nicht mehr passen. Das muss die nostalgische Freude daran nicht schmälern. Änderungen vollziehen sich schnell, sogar das frühere „Sex and the City“ scheint nach 20 Jahren heute aus der Zeit gefallen. Aber das zu erkennen geht nur, wenn man sich mit Büchern und Filmen auseinandersetzt, nicht wenn sie gestoppt werden. Wandel geschieht ohne Anweisung von oben – wer hier bevormunden will, löst eher eine Gegenbewegung aus.

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