Unsere Reporterin Cornelia Schramm hat dem Ex-Präsidenten Currywurst und Bier serviert

von Redaktion

Mit einem kühlen Bier und einer Currywurst konnte man Michail Gorbatschow so richtig glücklich machen. Sobald ich ihm den Teller serviert hatte, strahlte er über beide Ohren und griff zuallererst zu einer heißen Pommes. Später gab es ein Stamperl Schnaps zur Verdauung: kein Obstler, kein Enzian – natürlich Vodka Gorbatschow.

Während meiner Schul- und Studienzeit habe ich im Panoramarestaurant Wallberg am Tegernsee (Kreis Miesbach) gekellnert – und der ehemalige Staatspräsident hat uns jahrelang jeden Winter einen Besuch abgestattet. Meine Kollegen kannten ihn schon. Ich habe ihn ab 2011 immer wieder mal bedient. Vom Haus seiner Tochter in Rottach-Egern hatte er es ja nicht weit, um mit der Gondel hinaufzufahren und das glitzernde Bergpanorama aus Schnee und Eis zu bestaunen.

Oft stand „Gorbi“ einfach da – mitten im Trubel zwischen den vielen Rodlern. Manchmal hat auch die Talstation angerufen und den bekannten Russen angekündigt. Dann hat meine Kollegin Hanni Steininger, die über 30 Jahre lang Kellnerin auf dem Wallberg war, die Bergwacht von ihrem Tisch aufgescheucht. Schließlich saß auch Michail Gorbatschow am liebsten in unserer gemütlichen altholz-getäfelten Stube.

Lange vor meiner Zeit als Aushilfe hat er seine Lieblingskellnerin Hanni einmal gefragt, ob sie beide heute nach unten rodeln. „Ich habe dankend abgelehnt“, erzählt die heute 75-Jährige und lacht. Vermutlich hätten die „Dolmetscher“ des betagten Herrn auch etwas dagegen gehabt. Sie waren zwei Meter groß, trugen schwarze Anzüge und waren wohl eher für seine Sicherheit als zum Übersetzen da. Dass er sich bei uns wohlgefühlt hat, haben wir auch ohne Russisch-Kenntnisse gemerkt – am herzlichen Händeschütteln und seinem Lachen.

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