Russland beginnt großes Militärmanöver

von Redaktion

Machtdemonstration mit 50 000 Soldaten: Auch die Atommächte Indien und China nehmen Teil

Moskau – Mitten im Ukraine-Krieg hat Russland am Donnerstag ein groß angelegtes Militärmanöver mit mehr als 50 000 Soldaten begonnen. Die fast einwöchige Übung wird im Osten abgehalten und ist damit Tausende Kilometer von den Kämpfen entfernt. Neben Russland entsenden auch Länder wie China, Indien, die Mongolei und mehrere Ex-Sowjet-Republiken ihre Truppen. Der Kreml will so in Zeiten schwerster Spannungen mit dem Westen den Schulterschluss zu anderen Ländern demonstrieren.

Bei der Übung „Wostok 2022“ („Osten 2022“) sollen 5000 Militärfahrzeuge zum Einsatz kommen sowie 140 Flugzeuge und 60 Kriegsschiffe und andere Boote. Das Manöver soll auf Übungsplätzen in Ostsibirien und im Fernen Osten sowie im Japanischen Meer stattfinden.

Vor allem die Teilnahme Chinas und Indiens sorgte im Westen für Aufmerksamkeit. Einerseits, weil die Beziehungen zwischen beiden Atommächte seit einem militärischen Zwischenfall mit mehreren Toten vor rund zwei Jahren angespannt sind. Andererseits, weil gerade China es bis dato ablehnt, den russischen Krieg in der Ukraine zu verurteilen. Peking setzt indes weiter auf Partnerschaft mit dem Kreml.

Der Zeitpunkt für das gemeinsame Manöver könnte also heikler kaum sein – auch wegen der aktuellen Spannungen in der Taiwanstraße nach dem Besuch von Nancy Pelosi in Taipeh. China seien die Reaktionen des Westens auf seine Teilnahme am „Wostok“-Manöver aber egal, glaubt Una Aleksandra Berzina-Cerenkova, Expertin für chinesisch-russische Beziehungen an der Stradin-Universität in Riga. Peking teile mit Russland eine „ähnliche Abneigung gegen die Nato“ und habe sich im Ukraine-Krieg nicht gegen den Kreml gestellt, sagte sie unserer Zeitung. Peking wolle bei dem Manöver seine Verbundenheit mit Moskau demonstrieren, gleichzeitig aber auch die Fähigkeiten der russischen Streitkräfte besser einschätzen lernen. Die Übungen böten Peking außerdem die Möglichkeit, seine eigene Armee zu trainieren. „Denn es ist bekannt, dass ihre fehlende Kampferfahrung sie verletzlich macht.“

Chinas Staatsmedien bemühten sich zuletzt, die Bedeutung des Manövers herunterzuspielen. Die Übung habe nichts mit der derzeitigen internationalen Situation zu tun, zitierte die „Global Times“ den chinesischen Militärexperten Zhang Xuefeng. Der Westen, so Zhang, solle in die Übungen nicht zu viel hineininterpretieren. Was allerdings gar nicht so leicht ist angesichts der Entwicklungen der vergangenen Monate.

Denn während Europa, die USA und ihre Verbündeten auf Distanz zum Kreml gehen, sucht China zunehmend dessen Nähe. So lehnt Peking nicht nur die Sanktionen gegen Moskau ab, sondern erhöhte vielmehr seine Importe aus Russland. Nicht mehr Deutschland, sondern China ist heute der größte Importeur von russischer Energie. Auch chinesische Exporte ins Putin-Reich haben nach einem anfänglichen Rückgang fast wieder Vorkriegsniveau erreicht. So kaufte Russland laut Bloomberg im Juli Waren im Wert von 6,7 Milliarden Euro aus China. S. HAUBERG, CHR. THIELE

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