Billionen-Forderung aus Polen

Nieder mit dem Ressentiment

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

1,3 Billionen Euro, das sind – grob überschlagen – drei Bundeshaushalte, eine galaktische Summe. Es ist auch der Betrag, den Polens nationalkonservative PiS von Deutschland fordert, als Kompensation für die schrecklichen Verbrechen der Nazis im Nachbarland. Dabei ist die Frage der Reparationen geklärt, eine Chance auf Erfüllung gibt es also nicht, was zweifelsohne auch die Regierungspartei und ihr Chef Kaczynski wissen. Dass sie es dennoch versuchen, und zwar immer wieder, muss man verwerflich nennen.

Anders als behauptet, geht es den Herren und Damen nämlich nicht um späte Gerechtigkeit, um Ausgleich und Versöhnung, um das Heilen jahrzehntealter Wunden. Es geht einer kriselnden, in Umfragen zusehends abschmierenden Partei darum, sich am alten, durchaus wirkungsvollen antideutschen Ressentiment wieder aufzurichten. Es ist kein Zufall, dass es zwar eine gewaltige Forderung gibt, aber keinen diplomatischen Vorstoß, keine Klage vor einem internationalen Gericht. Auch bei vergangenen Reparations-Rufen der PiS gab es das nicht. 1,3 Billionen. Die Zahl soll ganz einfach wirken und nebenbei potenziellen Wählern klarmachen, dass die Deutschen zwar Nachbarn sind, aber niemals Freunde werden können.

Kaczynski und die Seinen spielen damit jenen Kräften in die Karten, die Misstrauen in Europa säen wollen – und das ausgerechnet jetzt, da Zusammenhalt so wichtig wäre. Ihr Kalkül ist kontraproduktiv. Gerade Polen, das sich angesichts der russischen Kriegslust Brüssel zuletzt wieder etwas angenähert hatte, sollte es doch besser wissen.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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