München – Am Donnerstag ist Rawil Maganow, der Aufsichtsratschef des russischen Ölkonzerns Lukoil, ums Leben gekommen. Lukoil war einer der wenigen russischen Firmen, die offen den Krieg gegen die Ukraine kritisiert haben. Medienberichten zufolge ist Maganow aus einem Krankenhausfenster gestürzt, von Suizid wird in Kreml-nahen Medien geraunt. Der Tod des Oligarchen ist nicht der erste eines russischen Top-Managers in diesem Jahr. Maganows Fall reiht sich ein in eine mysteriöse Serie, hinter der einige den Kreml vermuten.
Leonid Schulman: Im Januar wurde der Leiter des Transportdienstes von Gazprom Invest tot in seiner Badewanne gefunden. Neben der Wanne lag ein Abschiedsbrief.
Alexander Tjulakow: Einen Tag nach Russlands Angriff auf die gesamte Ukraine starb auch der stellvertretende Generaldirektor von Gazprom. Der Manager wurde erhängt in seinem Haus in St. Petersburg gefunden. Russische Medien berichten auch in diesem Fall von einem Abschiedsbrief.
Mikhail Watford: Nur drei Tage nach Tjulakows Tod fand man Watford, den in der Ukraine geborenen Oligarchen, erhängt in der Garage seines Hauses im englischen Surrey. Die britische Polizei hält die Umstände seines Todes für unverdächtig.
Wassili Melnikow: Der Leiter der russischen Arzneimittelfirma Medstom wurde Ende März gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen tot in der gemeinsamen Wohnung im russischen Nischni Nowgorod aufgefunden. Der Polizei zufolge hat Melnikow zuerst seine Familie erstochen und anschließend sich selbst getötet.
Wladislaw Awajew: Nur einen Monat später fand die Polizei die Leiche des Ex-Vizechefs der Gazprombank sowie die seiner Frau und seiner Tochter am 18. April in der Moskauer Wohnung der Awajews. Auch hier spricht die Polizei von einem erweiterten Suizid.
Sergej Protosenja: Wenige Stunden nach Awajew soll Protosenja, ehemaliger Manager des Gasunternehmens Novatek, ebenfalls den Freitod gewählt haben. In Protosenjas Ferienhaus in Lloret de Mar fand die spanische Polizei sowohl seine Leiche als auch die seiner Frau und seiner Tochter. Die Behörden gehen davon aus, dass der Oligarch erst Frau und Tochter getötet und dann Suizid begangen hat. Der Sohn, welcher nicht anwesend war, ist jedoch laut der britischen „Daily Mail“ von der Unschuld seines Vaters überzeugt. Nicht ohne Grund: Obwohl Protosenjas Frau und seine Tochter mit einem Messer und einer Axt ermordet wurden, fanden sich auf seinem Körper keine Blutspuren. An den Tatwaffen soll es außerdem keine Fingerabdrücke gegeben haben.
Andrei Krukowski: Der Direktor des Skiressorts Krasnaja Poljana, dem wichtigsten Wintersportort Russlands, ist im Mai bei einer Wanderung ums Leben gekommen. Der 37-Jährige soll von einer Klippe gestürzt sein.
Alexander Subbotin: Subbotin, der Manager von Lukoil, hat sich im Mai bei einem Schamanenpaar in Behandlung begeben, um sein Alkoholproblem zu behandeln. Dort soll unter anderem Subbotins Haut aufgeschnitten worden sein, um dann Krötengift darüber zu verabreichen. Als ihm daraufhin schlecht wurde, haben die Schamanen ihn im Keller zum Schlafen gelegt. Wenig später war er tot.
Juri Woronow: Der Chef einer Logistikfirma, die mit Gazprom in Verbindung steht, wurde Anfang Juli mit einer Kopfschusswunde tot in seinem Pool in einem Vorort von St. Petersburg aufgefunden. Eine Pistole lag in der Nähe. Von einem Suizid ist hier jedoch nicht die Rede: Russische Ermittler gehen von einem „Streit unter Geschäftspartnern“ aus.
Obwohl diese Serie sehr verdächtig wirkt, hat, abgesehen von den beiden Lukoil-Managern, keiner der Toten bei einer Firma gearbeitet, die sich öffentlich von Putin distanziert hat. Trotzdem bezweifeln viele, dass es sich um Suizide handelt. Jedoch gibt es noch keine handfesten Beweise dafür, dass es sich staatlich beauftragte Morde handeln könnte.