Wien – Die Internationale Atomenergiebehörde fordert nach ersten Untersuchungen im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja dringende Maßnahmen zur Verhinderung eines Atomunfalls. Man sei „weiterhin schwer besorgt über die Lage“, schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag in seinem Untersuchungsbericht. Die Situation sei „unhaltbar“. Es sei daher dringend notwendig, eine nukleare Sicherheitszone rund um das von russischen Truppen besetzte AKW mit einzurichten.
Ein IAEA-Team unter Grossis Führung reiste vorige Woche nach monatelangen Verhandlungen zu Europas größtem Atomkraftwerk, um die Sicherheitslage zu analysieren und eine Präsenz der Internationalen Atomenergiebehörde aufzubauen. Zwei IAEA-Experten sind nun permanent vor Ort.
In seinem Bericht berichtete Grossi, das russische Panzerfahrzeuge in Turbinenhallen stationiert seien. Er forderte den Abzug der Geräte, da sie die Sicherheit der Anlage gefährden könnten. Durch den wiederholten Beschuss der Anlage, für den sich Kiew und Moskau gegenseitig verantwortlich machen, seien Dächer von Lagerstätten für radioaktives Material beschädigt worden. Außerdem funktioniere ein Teil des Strahlungsmesssystems nicht.
Die Lage der ukrainischen Mitarbeiter des AKW, die seit Monaten unter russischer Besatzung arbeiten, sei auch unhaltbar. Es gebe zu wenig Personal. Die verbliebenen Experten seien so hohem Stress ausgesetzt, dass Bedienungsfehler passieren könnten. Sie hätten auch nicht Zugang zu allen Teilen der Anlage. Die IAEA äußerte zudem Sorge über die wiederholten Unterbrechungen der Stromversorgung für die Kühlung der Reaktorkerne und des Atommülls.