Atom: FDP unter Druck – der Kanzler auch

Stresstest für die Ampel

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

„Mit Ach und Krach“ werde Deutschland durch den Winter kommen, sagt der Kanzler. Will heißen: Wenn es nicht zu kalt wird, zu wenig Wind weht und zu oft trübes Wetter herrscht, könnte es gut gehen, vielleicht. Dunkel wird es in jedem Fall in unseren Städten. Beides, die Besorgnis des Kanzlers und das Herunterfahren des öffentlichen Lebens, passt schlecht zum Plan der Grünen, zum Jahresende die letzten Atommeiler vom Netz zu nehmen – zuvorderst den in Emsland in Niedersachsen, wo am 9. Oktober gewählt wird und die Anti-Atom-Bewegung zuhause ist.

Treten die optimistischen Annahmen des Kanzlers – und die von Wirtschaftsminister Habeck im Atom-Stresstest getroffenen, ebenso optimistischen Annahmen – nicht ein, droht der Ampel ein noch heißerer Herbst als ohnehin schon befürchtet. Den Grünen kann’s egal sein, sie können ihre Wähler mit der Trophäe Atomausstieg trösten, und Außenministerin Baerbock hat ebenso klargemacht, dass die von ihr selbst beschriebenen „Volksaufstände“ sie kaltlassen. Zufrieden die Hände reiben darf sich auch Kremlchef Putin, wenn Deutschland freiwillig eine weitere seiner wenigen Energiequellen zum Versiegen bringt, quasi per „Autopilot“, so als hätte es den Einmarsch in der Ukraine und die Zeitenwende nie gegeben. Anders die FDP. Geht die Sache schief, dann landen die Liberalen als Erste in dem von Habeck ausgehobenen Grab.

FDP-Chef Lindner weiß das. Die Ampelkoalition steht deshalb vor ihrem bisher größten Stresstest. Jetzt muss sich zeigen, was dem Kanzler das Überleben seines kleineren Koalitionspartners wert ist. Und wie er seine Verantwortung für die von der Strompreisexplosion ebenso gestressten kleinen Leute wahrzunehmen gedenkt.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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