Wie war das noch? Die Ukraine habe die Pflicht, zu erkennen, wann sie sich ergeben müsse. Waffenlieferungen verlängerten das Leid. Russland sei unbesiegbar. Seit Kriegsbeginn gehen Salon-Strategen von Precht bis Wagenknecht mit derlei Sätzen hausieren. Dahinter mag falsch verstandener Pazifismus oder schamlose Kreml-Treue stecken – so langsam müssten auch die Starrsinnigsten erkennen, wie sehr sie Putin auf den Leim gegangen sind.
Jetzt zeigt sich: Die Ukraine hat nicht nur das unbedingte Recht, sich zu verteidigen, sondern auch die Kraft, die russischen Truppen zurückzudrängen. Im Nordosten des Landes scheint die Kreml-Front regelrecht zusammenzubrechen. Dabei spielen bewundernswerte Kampfmoral der einen und militärische Fehler der anderen Seite eine Rolle. Aber für alle Skeptiker noch mal zum Mitschreiben: Ohne westliche Waffenlieferungen wären die ukrainischen Erfolge nicht denkbar. Neben äußerst wirksamen US-Systemen haben auch (überschaubare) deutsche Lieferungen einen Teil beigetragen. Aus dem Offensichtlichen sollte die Bundesregierung jetzt die richtigen Schüsse ziehen.
Heißt: Mit dem doppelten Spiel (schwere Waffen versprechen, aber nur schleppend liefern) muss Schluss sein. Der Bund muss geben, was er kann, Kampfpanzer eingeschlossen – und zwar schnell und unbürokratisch. Das Momentum liegt bei der Ukrainern, die Gelegenheit, diesen Krieg mittelfristig zu drehen, ist jetzt. Niemand erwartet jenen deutschen Alleingang, vor dem der Kanzler stets warnt. Es braucht nur ein Ende des deutschen Zögerns.
Marcus.Maeckler@ovb.net