Athen/Izmir – Sie galt als die Perle der Ägäis, wetteiferte lange mit Athen um den Rang als wichtigste griechische Metropole – Smyrna, die quirlige und weltläufige Handelsstadt an der Küste Kleinasiens. Heute gedenken die Griechen des Untergangs ihrer Sehnsuchtsstadt in einem Feuerinferno, das bis zu 100 000 Menschen, vorwiegend Griechen und Armenier, das Leben kostete.
Der Brand Smyrnas vor 100 Jahren war der furchtbare Höhepunkt des 1919 ausgebrochenen griechisch-türkischen Krieges, in dessen Verlauf die Griechen ihre ehemaligen Siedlungsgebiete vom osmanischen Reich zurückerobern wollten, damit aber scheiterten und von Atatürk bis an die Küste zurückgetrieben wurden. Mit der Vernichtung des mehrheitlich von Christen, aber auch sephardischen Juden bewohnten multiethnischen Smyrna (heute Izmir) nahmen die Türken im September 1922 grausam Rache.
Als der Morgen des 14. September 1922 graute, offenbarte sich den Besatzungen der 20 vor der Stadt ankernden britischen, französischen und amerikanischen Kriegsschiffe ein Bild des Horrors: Das von türkischen Soldaten am Vorabend gelegte Feuer hatte die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt in Schutt und Asche gelegt. Von den 500 000 Christen, die in Panik an die Uferpromenade geflohen waren und von denen viele schwimmend die Schiffe erreichten, wurden nur einige wenige an Bord aufgenommen. Viele ertranken, verbrannten oder wurden von den in die Menge feuernden Türken erschossen. Erst als bereits 50 000 Menschen in dem Massaker getötet worden waren, begannen die Schiffe der Großmächte am 24. September mit der Evakuierung Überlebender.
Im Zuge des im Lausanner Vertrags festgelegten Bevölkerungsaustauschs siedelten danach eine Million ethnische Griechen von der Türkei nach Griechenland über, eine halbe Million griechische Muslime emigrierten in die Türkei. geo