Steigende Energiekosten

Wir brauchen den Gaspreis-Deckel

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Die deutsche Energiepolitik ist ein fernes Universum, solange sie um Sanktionsmechanismen und Vermittlungsausschussanrufungen kreist. All das schlägt plötzlich mit großer Wucht im Alltag der Menschen ein, wenn die Rechnungen eintreffen: Abschläge für Gas und Strom. Das passiert gerade vereinzelt, die große Welle kommt aber erst noch bis Winter. Aktuell – trotz sinkender Markt-, sehr hoher Endverbraucherpreise – müssen wir das Drei-, Fünf-, gar Zehnfache fürs Heizen zahlen. Das ist ein Schock, und für einige Haushalte existenzbedrohend. Daraus wächst in guten Fällen Groll, in schlimmeren Verzweiflung, Wut. Viele Menschen sehen das noch nicht kommen, viele Politiker unterschätzen das Ausmaß.

Die Antwort liegt klar jenseits kleinteiliger Entlastungsschritte. Deutschland braucht einen Gaspreisdeckel, ähnlich der Energiepreislimits in neun Ländern Europas. Der Staat muss Privathaushalten befristet eine Preisgarantie für den größeren Teil der Heizkosten geben. Vorschlag: 70, 80 Prozent des durchschnittlichen Bedarfs pro Person gedeckelt, alles darüber zum Marktpreis: Das schafft noch immer sehr große Anreize zum Energiesparen, wer hohe Verbräuche hat, zahlt happig drauf – aber die extremste Wucht der Preise wird so gebrochen.

Die Kosten sind sehr hoch, Frankreich kalkuliert mit 16 Milliarden Euro. Was ist es uns wert, Existenzen zu retten, den sozialen Frieden zu sichern? Je schneller die Politik handelt (also auch nicht auf Brüssel wartet), desto heilsamer ist das Konzept. Der Bundesregierung bleiben wenige Wochen, aus eigenem Antrieb einen Deckel zu gestalten – für die Preise und für die Verzweiflung.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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