VON ANDREAS HÖSS
Deutschland steuert auf einen harten Winter zu. Die Inflation ist hoch und hartnäckig, wichtige Handelspartner wie die USA schlittern in eine Krise, Putin hat den Gashahn nun wirklich zugedreht und die Energiepreise steigen und steigen. Deutschland jammert, schimpft, ist verunsichert und weiß nicht, wie es weitergeht.
Ja, die Lage ist mies. Aber wir haben bereits einige harte Monate akzeptabel hinter uns gebracht. Zwei Beispiele: Was die Gasversorgung betrifft, sind die Horrorszenarien aus dem Frühjahr längst eingetreten, Deutschlands Wirtschaft lebt und produziert aber immer noch. Es wird fieberhaft daran gearbeitet, wie man sparen und unabhängiger werden kann – in den Unternehmen, aber auch im Wirtschaftsministerium, das gerade oft eins auf den Deckel kriegt. Und wegen der steigenden Preise wird gerade ein Hilfspaket nach dem anderen geschnürt. Die mögen nicht perfekt sein und auch innerhalb der Regierung für Streit sorgen, trotzdem raufen sich die Politiker immer wieder irgendwie zusammen.
Krisen, so hart sie sind, schieben Innovationen und Veränderungen an. Auch Corona haben wir überstanden und dabei Schreibtisch und Fax durch Homeoffice und Tablet ersetzt. In Rekordzeit lieferten Forscher bahnbrechende Impfstoffe, auf die nächste Pandemie sind wir besser vorbereitet. Auch jetzt wird gehandelt: Die Staatsregierung macht beim Umstieg auf Erneuerbare endlich Tempo, und die Wirtschaft hinterfragt heikle Produktionsstandorte, beispielsweise in China. Schwarzsehen hilft nur Putin, der Deutschland spalten will. Zweckoptimismus schadet dagegen nie. Er steckt an, zeigt bestenfalls Lösungswege – und er ärgert den Kriegsherrn im Kreml.
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