Die CSU ein Jahr vor der Wahl

Die Basis ist befriedet – vorerst

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Es war eine feine, aber deutliche Boshaftigkeit, die Manfred Weber da bei der JU beging, als er darüber sinnierte, dass in Bayern mit Horst Seehofer schon einmal einer Ministerpräsident geworden sei, der gar nicht als Spitzenkandidat angetreten war. Markus Söder, Spitzenkandidat 2023, muss das als wenig freundlichen Hinweis verstehen, wie zerbrechlich das Stimmungsbild in der CSU nach der Pandemie und vor der Energiekrise bleibt.

Immerhin: Die Diskussion um Söder ist ein Jahr vor der Wahl quasi verstummt. Mit dem ihm eigenen Fleiß war er in den vergangenen Monaten im Freistaat unterwegs. Viel wurde gespottet über die Volksfesttour des ehemaligen Corona-Hardliners, doch tatsächlich war Söder kein Termin zu klein oder lokal, um nach den geplatzten Berlin-Träumen zu beweisen, dass er sich noch für Bayern interessiert. In der CSU (und bei vielen Bürgern) kam das gut an. Damit einhergehend hat der CSU-Chef auch eine politische Wende hingelegt: Söder als ökologischer Vorkämpfer ist Geschichte, die Grünen sind wieder der Hauptfeind. Balsam für die konservative Seele.

Anderen geht das mal wieder zu schnell und zu radikal. Klar ist: Die Strategie birgt Tücken. In den Großstädten wird es für die CSU so eher schwierig. Zudem liefert die Festlegung auf Schwarz-Orange Hubert Aiwanger die Vorlage, seine Freien Wähler als konservatives Korrektiv zum launischen Söder zu stilisieren. Und offen ist auch, ob es Söder gelingt, das Energieproblem wirklich allein der Ampel unterzujubeln (noch im Januar warb er für Nord Stream 2). Ob Webers düsteres Szenario tatsächlich diskutiert wird, könnte sich an wenigen Prozentpunkten entscheiden. Stand heute: eher unwahrscheinlich.

Mike.Schier@ovb.net

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