Markus Söder setzt im kommenden Landtagswahlkampf ganz auf die Anti-Ampel-Karte nach dem Motto: Die Rot-Gelb-Grünen in Berlin benachteiligen uns im Süden. Unterstützung bei diesem Rückfall in längst überwunden geglaubte bayerisch-preußische Reflexe bekommt der CSU-Chef jetzt von einem anderen Wahlkämpfer: Stephan Weil, der bei der im Oktober anstehenden Landtagswahl in Niedersachsen wieder als Spitzenkandidat für die SPD antritt, fordert, dass die im Süden höhere Strompreise zahlen sollten als die braven Wind-Produzenten im Norden. Schließlich sei es die Schuld von Söder, Seehofer und Co., dass Bayern den Ausbau von Stromtrassen und Windenergie verbockt hat. So nachvollziehbar es ist, wenn die norddeutschen Bundesländer angesichts von Söders Neuauflage des Länderfinanzausgleichs-Streits eine Retourkutsche präsentieren: Ein derartiger Rückfall in die Kleinstaaterei ist garantiert die falsche Antwort in dieser Energiekrise.
Wie sollen wir einen funktionierenden Energie-Austausch innerhalb Europas hinbekommen, wenn wir schon im eigenen Land anfangen, Strom-Zäune hochzuziehen? So berechtigt die Kritik am mangelnden Energiewende-Engagement der CSU in der Vergangenheit ist – der Blick zurück ist auch für die SPD-Länder wenig schmeichelhaft, wenn man etwa an die einstige Gas- und Putin-Begeisterung von Manuela Schwesig denkt. Nord und Ost fordern zu Recht Solidarität vom reicheren Süden ein – aber das gilt auch in umgekehrter Richtung.
Klaus.Rimpel@ovb.net