Teheran – Nach anhaltenden Protesten im Iran hat der Präsident die Sicherheitskräfte zu einem „entschiedenen Vorgehen“ aufgefordert. Staatschef Ebrahim Raisi bezeichnete die vom Tod einer jungen Frau infolge ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei ausgelösten Proteste als „Krawalle“. Am Sonntag bestellte das Außenministerium die Botschafter Großbritanniens und Norwegens wegen „Einmischung“ in Zusammenhang mit den Demonstrationen ein.
Bislang wurden bei den Protesten laut einem Bericht des Staatsfernsehens 41 Menschen getötet; vielleicht auch viel mehr. Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am Freitag vergangener Woche. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie das islamische Kopftuch nicht den strikten Vorschriften entsprechend getragen hatte. Amini brach nach ihrer Festnahme unter ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammen und wurde drei Tage später im Krankenhaus für tot erklärt. Laut Polizei hatte sie einen Herzanfall. Menschenrechtsaktivisten zufolge erlitt die junge Frau einen tödlichen Schlag auf den Kopf.
Laut Augenzeugen in Teheran nimmt die Gewaltbereitschaft sowohl vonseiten der Sicherheitskräfte als auch unter den Demonstranten stark zu. Sicherheitskräfte würden immer aggressiver, und es seien vermehrt Schüsse zu hören, hieß es.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Proteste im Iran scharf kritisiert. Für die EU und ihre Mitgliedsstaaten sei der „umfassende und unverhältnismäßige Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten ungerechtfertigt und inakzeptabel“, erklärte er am Sonntag.