Der Druck aus Rom auf die deutschen katholischen Bischöfe und das kirchliche Reformprojekt „Synodaler Weg“ wird immer stärker. Zunächst hat der päpstliche Nuntius Eterovic die Bischöfe bei deren Vollversammlung deutlich an die Einheit mit dem Papst erinnert – dann hat der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch die Diskussionen in der deutschen Kirche mit solchen in der Nazi-Zeit verglichen.
Wie groß muss die Angst im Vatikan und speziell bei den Traditionalisten vor kirchlichen Reformen sein, dass sie zu derartigem Druck und unglaublichen Entgleisungen greifen. Die Reform-Gegner müssen sich klarmachen: Das Ringen um Veränderungen in der Kirche ist kein grundloses Hinterherhecheln hinter dem Zeitgeist. Der Synodale Weg ist eine Folge des Entsetzens über vieltausendfachen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester. Um die Glaubwürdigkeit der Kirche überhaupt zurückzugewinnen, müssen kirchliche Strukturen verändert werden, die dazu geführt haben, dass diese Verbrechen vertuscht worden sind. Und zwar über Jahrzehnte und von zahlreichen Bischöfen.
Immer mehr deutschen Bischöfen wird klar, wie ernst die Lage ihrer Kirche ist und wie unverzichtbar Reformen sind. Vielleicht hilft die verbale Entgleisung von Kardinal Koch, dass die Reformverweigerer begreifen, wie unwürdig die Debatte inzwischen geführt wird. Dann wäre sie vielleicht ein heilsamer Schock.
Claudia.Moellers@ovb.net