Fulda – Mit einem Paukenschlag endete die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda: Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident der Kurienbehörde zur Förderung der Einheit der Christen, hat die Reformdebatte in der deutschen Kirche mit der Nazi-Zeit verglichen.
Koch sagte in der katholischen Wochenzeitung „Tagespost“: „Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht.“ Koch fügte hinzu: „Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten ,Deutschen Christen‘ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben.“
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, nannte das eine „völlig inakzeptable Entgleisung“ von Koch. Die Vollversammlung habe mit Entsetzen auf diese Äußerungen reagiert. Koch disqualifiziere sich in der theologischen Debatte. Er versuche schon seit geraumer Zeit, den Synodalen Weg zu delegitimieren. Bätzing forderte von Koch eine sofortige öffentliche Entschuldigung. „Wenn das nicht umgehend geschieht, werde ich eine öffentliche Beschwerde beim Heiligen Vater einreichen“, drohte Bätzing. Aus Kochs Worten spreche pure Angst, dass sich etwas in der Kirche bewege. „Aber es wird sich etwas bewegen“, sagte Bätzing.
Auch die deutschen Bischöfe hatten sich auf ihrer Vollversammlung intensiv mit ihrem Streit über den Synodalen Weg befasst – konnten aber keine Einigung in den Fragen um die katholische Sexualmoral erzielen. „Wir haben den Konsens, dass es Dissens gibt und wir damit gut umgehen möchten“, fasste Bätzing die Beratungen zusammen, die am Nachmittag weitergeführt wurden – als Vorbereitung auf die Gespräche mit dem Papst und der Kurienspitze Mitte November. Als Scheitern des Versöhnungsversuchs wollte Bätzing das nicht gewertet sehen. „Wir werden zusammenbleiben. Das ist katholisch und dazu gibt es keine Alternative“, sagte Bätzing. Die Differenzen würden auch in Rom deutlich ausgesprochen.
Die deutschen Bischöfe wollten, dass der Synodale Weg zu einem erfolgreichen Ziel komme. „Wir wollen Synodalität auch in Zukunft und wir wollen sie verstärkt“, betonte er. Auf dem Synodalen Weg beraten die Bischöfe und Laien seit 2019 über Wege aus der Missbrauchskrise.
Für die letzte Synodalversammlung im Frühjahr kündigte Bätzing an, dass sich die Bischöfe im Vorfeld über ihr Abstimmungsverhalten verständigen wollen. Dabei müsse es offene Diskussionen geben: „Es darf kein Schweigen geben, weil man den Eindruck hat, bestimmte Positionen sind nicht erwünscht.“ Jeder Bischof müsse den Freiraum haben, seine Position auszudrücken. Nur über Differenz und die Bearbeitung von Konflikten komme man weiter. Niemand könne aber erwarten, dass in den nächsten fünf Jahren Frauen zu Priestern geweiht würden. Er werde aber nicht müde darauf zu drängen, diese Frage zumindest offen zu halten. CLAUDIA MÖLLERS