KLAUS RIMPEL
Die Wahl in Brasilien ist weit weg – und es steht uns im fernen Deutschland nicht zu, die gut 43 Prozent der Brasilianer zu kritisieren, die den Rechtsextremisten Jair Bolsonaro mit einem überraschend guten Ergebnis in die Stichwahl gebracht haben. Doch wahr ist auch: Wir alle sind mit betroffen von dem, was in Brasilien passiert. Durch die mit beängstigendem Tempo voranschreitenden Rodungen des Amazonas-Regenwaldes ist die „grüne Lunge“ unseres Planeten in Atemnot geraten: Seit einigen Jahren stößt der brasilianische Regenwald mehr CO2 aus, als er speichert. Schuld daran ist auch die Politik Bolsonaros, der das Amazonasgebiet allein unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet und „störende“ Umweltgesetze genauso zusammenstrich wie die Budgets der Behörden, die Brandrodungen und Gewalt gegen Indigene verhindern könnten.
Kritiker von Bolsonaros Gegenkandidaten Lula wenden ein, dass das schlimmste Kahlschlags-Jahr tatsächlich unter der Präsidentschaft des Linken 2004 stattfand, als 27 772 Quadratkilometer Regenwald legal gerodet wurden. Doch wahr ist auch, dass danach unter Lula und seiner Nachfolgerin Dilma Rouseff die Rodungen kontinuierlich zurückgingen. Bis Bolsonaro kam.
Die Wahl des Präsidenten ist allein Sache der Brasilianer. Aber der Schutz des Regenwaldes und damit des Klimas sollte Sache der Weltgemeinschaft sein. Egal, wer am 30. Oktober siegt: Mit Geld und anderen Druckmitteln muss dafür gesorgt werden, dass der selbstzerstörerische Wahnsinn am Amazonas endet.
Klaus.Rimpel@ovb.net