Am Donnerstag feierte die Süddeutsche Zeitung in einem schönen Festakt im Münchner Gärtnerplatz-Theater das 77. Jubiläum ihres Erscheinens. Am 6. Oktober 1945 nämlich erhielten die Gründungsherausgeber von der amerikanischen Militärregierung die Lizenznummer 1. Zu Recht würdigte unsere ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel als Festrednerin das großartige Verhalten der damaligen amerikanischen Besatzungsmacht. Nach den Vorstellungen der US-Presseoffiziere sollte die SZ sogar so bekannt werden wie die New York Times.
Das ist nicht ganz so gekommen, aber Verlagsgeschäftsführer Wegner konnte betonen, dass die Zeitung digital und gedruckt zusammengenommen heute mehr Leser hat als jemals zuvor. Dass kritischer, offener Meinungsjournalismus in diesem Land eine so starke Bastion hat neben den gut 100 anderen freien Tageszeitungen, die es in Deutschland gibt, ist ein schlagender Beweis dafür, wie glücklich Pressefreiheit in unserem Land gelebt wird.
Große Heiterkeit kam auf, als Erwin Huber, Alt-CSU-Grande und Urgestein, auf dem Podium berichtete, wie Franz Josef Strauß in einer Wahlveranstaltung einmal gesagt habe, Spiegel und SZ seien die „fünfte Kolonne Moskaus“ in Deutschland. Diese Aussage hat schon damals nicht gestimmt und gottlob stimmt sie erst recht heute nicht. Chefredakteur Wolfgang Krach meinte aber doch, die SZ müsse schon deswegen CSU-kritisch sein, weil diese Partei seit 1957 in Bayern durchgehend regiert. Davon ist richtig, dass die freie Presse der Macht in Staat und Wirtschaft auch den Spiegel vorhalten muss.
Rückblickend bis zu Franz Josef Strauß hätte man aber ruhig erwähnen können, welche großen Vorteile das CSU-freundliche Wahlverhalten der Bayern diesem Lande und damit auch der Jubilarin in den letzten 60 Jahren beschert hat. Alle bayerischen Regierungen haben durch ihr Bekenntnis zur freien Wettbewerbswirtschaft im Bayernland Rahmenbedingungen geschaffen, die den ehemaligen Agrarstaat zum führenden Wirtschaftsstandort der Republik gemacht haben. Nirgendwo wird Freiheitlichkeit in Verbindung mit innerer Sicherheit durch eine überall anerkannte Polizei bis heute so vorgelebt wie hier.
Dank guter Zusammenarbeit mit den Verwaltungsbehörden blühen nicht nur Unternehmen, sondern auch Exzellenz-Universitäten. Das lockt auch in dieser Krisenzeit Investoren. Google bezieht gerade riesige Büros in München und Apple will mit einer Milliarden-Investition diese Stadt zum Europazentrum des Konzerns machen.
So hat Ministerpräsident Söder in seiner humorvollen Festrede zu Recht betont, dass man der Zeitungsikone SZ trotz allem Großartigen, was sie auszeichnet, insgesamt doch etwas mehr Leichtigkeit und vor allem mehr bayerischen Lokalpatriotismus wünschen möchte.
Das aber ist nun wieder eine CSU-Meinung, die nicht ganz passt für ein Blatt, das gerne recht streng daherkommt und in den letzten Jahren insbesondere in Nord- und Westdeutschland als nationaler Titel Auflage gewonnen hat. Da kann man sich nicht nur bayerisch aufstellen. Und versöhnlich brachte Söder es doch auf den Punkt, als er meinte, das Verhältnis zwischen Süddeutscher Zeitung und CSU habe viel von der Volksweisheit: „Was sich liebt, das neckt sich.“
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