Berlin – Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán fordert Verhandlungen zwischen den USA und Russland über einen Waffenstillstand in der Ukraine – und setzt dabei auf den vor zwei Jahren abgewählten US-Präsidenten Donald Trump. „Die Feuerpause muss nicht zwischen Russland und der Ukraine zustande kommen, sondern zwischen Amerika und Russland“, sagte Orbán während seines Berlin-Besuchs.
Den derzeitigen US-Präsidenten Joe Biden sieht er wegen dessen scharfer Verbalattacken („Kriegsverbrecher“, „Schlächter“, „mörderischer Diktator“) gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin aber nicht als geeigneten Verhandlungsführer auf US-Seite. „Das wird jetzt brutal klingen, was ich sage. Aber Hoffnung für den Frieden heißt Donald Trump“, sagte Orbán bei einer Veranstaltung des Magazins „Cicero“ und der „Berliner Zeitung“ laut offizieller Übersetzung.
Geradezu ins Schwärmen geriet er, als es um die frühere Rolle von Kanzlerin Angela Merkel im Ukraine-Konflikt ging. Die Frage, ob es aus seiner Sicht keinen Ukraine-Krieg gegeben hätte, wenn Merkel Kanzlerin geblieben wäre, bejahte der ungarische Regierungschef. Sie habe bereits 2014 durch ihr Agieren nach der russischen Annexion der Krim einen Krieg verhindert, sagte er. „Was Angela Merkel gemacht hat zu Zeiten der Krim-Krise, das war ein Meisterwerk“, sagte Orbán. Es sei damals nicht zu einem Krieg gekommen, weil der Konflikt durch die diplomatischen Bemühungen Deutschlands isoliert worden sei. „Sie haben nicht zugelassen, dass das hochgeht und wir alle involviert werden.“ Als Russland im Februar die Ukraine angegriffen habe, habe es dagegen niemanden gegeben, der auch nur den Versuch unternommen hätte, das zu verhindern. Orbán hatte Merkel am Sonntag während seines mehrtägigen Aufenthalts in Berlin getroffen. dpa