Und ewig zittert die Bayern-FDP

von Redaktion

Die Liberalen haben im Freistaat einen historisch schlechten Stand – Bundestrend hier besonders wichtig

München – Bei den Liberalen in Bayern kommen jetzt wieder die alten Bilder hoch. Zum Beispiel vom 15. September 2013. Im Landtag steht der stellvertretende Ministerpräsident Martin Zeil und versucht, das Unfassbare in Worte zu kleiden. Vorbei ist sein Leben mit Fahrer und großem Mitarbeiterstab. Die FDP fliegt aus der Regierung – und mit 3,3 Prozent gleich noch aus dem Landtag. Es bleibt nicht der einzige Tiefpunkt in diesem Monat: Eine Woche später schaffen es die Liberalen auch nicht mehr in den Bundestag. Die Karrieren von Rainer Brüderle, Philipp Rösler und auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger enden jäh.

In die FDP-Seele haben sich diese Tage eingefressen. Man denkt an sie, jetzt, wo sich erneut Schlappe an Schlappe reiht, obwohl – oder gerade weil – man in Berlin regiert. Am Wochenende flog man in Niedersachsen aus dem Landtag, am Donnerstag folgte der „Bayerntrend“: Auf drei Prozent käme die FDP, wenn am Sonntag gewählt würde. Der Wert hat sich mehr als halbiert.

Die FDP in Bayern hatte schon immer einen schweren Stand. 1978 schaffte sie es letztmals, als Fraktion ein zweites Mal in den Landtag einzuziehen. 1982 war dann Schluss. 1990 und 2008 gelang die Rückkehr – aber immer nur für vier Jahre.

Das weiß natürlich auch Martin Hagen, der am 12. November in Amberg als Spitzenkandidat nominiert werden soll. „Schlechte Umfrageergebnisse tun immer weh, aber wir wissen das einzuordnen“, sagt der 41-Jährige. „Das ist momentan alles stark von der bundespolitischen Großwetterlage geprägt.“ Hagen kennt das. Den Wahlkampf 2013 hatte er als Hauptgeschäftsführer des Landesverbands federführend mitorganisiert. In der außerparlamentarischen Opposition musste er dann Mitarbeiter entlassen, die Parteizentrale zog ins wenig glamouröse Münchner Hauptbahnhofviertel. Immerhin: In der Nachbarschaft kann man hervorragende orientalische Spezialitäten essen. Den heutigen Fraktionschef Hagen kann man dort immer noch gelegentlich treffen.

Bitter war 2013 natürlich trotzdem. „Die Marke FDP war so beschädigt, dass die Leute nicht mehr differenziert haben“, erinnert sich der inzwischen 66-jährige Martin Zeil. An den Wahlkampfständen sei eine „richtige Anti-FDP-Stimmung“ zu spüren gewesen. „Ich will mich nicht freisprechen. Natürlich haben wir auch selbst Fehler gemacht – aber der allgemeine Trend war einfach überwältigend.“

Schon immer hing die Bayern-FDP extrem am Bundestrend. Legendär bitter 1998, als in Bonn die Kohl-Ära beendet wurde und die Generation Schröder/Fischer übernahm: Bei der Landtagswahl zwei Wochen vorher reichte es für die FDP nur noch zu 1,7 Prozent – hinter der ÖDP. Die Frage nach der Spitzenkandidatin von damals wäre vermutlich selbst für die Million bei Günther Jauch zu schwer. Antwort: Gisela Bock aus Schwaben.

Hagen hat da mehr Profil. Für Zeil liegt das Problem eindeutig auf der Bundesebene: „Derzeit läuft die FDP mit der finanzpolitischen Gießkanne durchs Land – das führt zwangsläufig zu einer Entfremdung von Anhängern, die von uns einen ordnungspolitischen Ansatz erwarten.“ Alle müssten jetzt mithelfen, das Profil der Liberalen wieder zu stärken.

Hagen selbst setzt im Landtag auf die Themen Bildung und Wirtschaft. Außerdem hofft er, dass prominente Namen – Susanne Seehofer in München und Franz Pschierer in Schwaben – ein paar Extra-Stimmen holen. Für Berlin übt sich der Kandidat in Zweckoptimismus: „Da wird sich der Wind auch wieder drehen.“ MIKE SCHIER

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