Kampfdrohnen auf Kiew

von Redaktion

VON HANNAH WAGNER, ULF MAUDER U. WOLFGANG JUNG

Kiew/Moskau – Eine Woche nach den schweren Raketenangriffen auf die Ukraine hat Russland das Nachbarland am Montagmorgen mitten im Berufsverkehr erneut mit Luftschlägen überzogen. Mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt. Für den Angriff nutzte Russland laut Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko keine Raketen, sondern Kampfdrohnen.

Fünf Einschläge erschütterten die Millionen-Metropole. Eine Explosion riss ein großes Loch in ein mehrstöckiges Wohnhaus nahe dem Hauptbahnhof. Vier Menschen wurden laut offiziellen Angaben in dem Gebäude getötet, darunter eine schwangere Frau. Auch andere ukrainische Regionen meldeten heftigen Beschuss mit Drohnen und Raketen. Landesweit gab es laut Präsidialbüro mindestens sieben Tote. Betroffen von den Einschlägen waren auch die Gebiete Odessa, Sumy und Dnipropetrowsk.

In sozialen Netzwerken wurden Fotos geteilt, die Trümmer von iranischen Kamikaze-Drohnen zeigen sollen, mit denen Moskau offenbar verstärkt angreift. Vor diesem Hintergrund forderte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, „mehr Systeme für die Luftverteidigung und so bald wie möglich“. In Moskau sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, dass Russland auch US-Waffen vernichtet habe. Diese Raketen seien vom Meer und aus der Luft abgeschossen worden und gegen die Energie-Infrastruktur und militärische Objekte des Landes gerichtet gewesen. „Alle anvisierten Objekte wurden getroffen“, behauptete er. Die ukrainische Luftwaffe hingegen teilte mit, von den gut 40 Drohnen sei der Großteil abgefangen worden.

Viele Ukrainer legten nach den neuen Angriffen wieder eine bemerkenswerte Unerschrockenheit an den Tag. In Kiew strömten Menschen kurz nach Ende des Alarms wieder auf die Straßen. Die Bilder des zerstörten Wohnhauses erschütterten aber viele. Stunden nach dem Beschuss suchten Rettungskräfte nach Verschütteten, unter den Trümmern sollen Hilferufe zu hören gewesen sein. „Wir sind hier in den vergangenen Monaten zu Fatalisten geworden“, sagt ein Mann in Kiew. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Rakete ausgerechnet dein Haus trifft, ist klein. Und wenn es doch passiert, dann ist es Zufall.“

Am Montagabend stürzte ein russischer Kampfjet vom Typ Su-34 in ein Wohnviertel in der russischen Stadt Jejsk. Laut russischen Angaben starben mindestens vier Menschen, 25 kamen zudem ins Krankenhaus. Laut Verteidigungsministerium in Moskau soll ein Triebwerk Feuer gefangen haben. Jejsk liegt aber so dicht an der ukrainischen Grenze, dass von dort aus auch Luftangriffe gestartet werden könnten.

Unterdessen hat die Nato ihr Atomwaffenmanöver „Steadfast Noon“ zur nuklearen Abschreckung in Westeuropa begonnen. Es findet jährlich statt und war lange vor Kriegsbeginn geplant.

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