Bayerns SPD hofft

Strukturell in der Minderheit

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Du hast keine Chance – also nutze sie. Diesem Leitsatz folgt Bayerns SPD mit der Ausrufung ihres Ministerpräsidenten-Kandidaten in einer aussichtslosen 10-Prozent-Lage. Einen Vorteil hat Florian von Brunn: Er brennt, er kämpft, das ist keine Ja-mei-dann-halt-Kandidatur. Er ist keiner von jenen, die in den Oppositions-Jahrzehnten auf weich gepolsterten Landtagssesseln fatalistisch wurden.

Trotzdem nagen Widersprüche am roten Machtwillen. Bayern hat strukturell eine konservative Mehrheit: zwei Drittel Mitte, liberal, rechts – seit einem halben Jahrhundert nur um Nuancen verschoben, eine bundesweit einzigartige Stabilität trotz aller vermeintlich hippen Großstadtmilieus. Die traditionell weit links stehende Bayern-SPD kann sich mit den Grünen ums dritte Drittel balgen; und liegt auch da weit hinten. Das reicht nicht für den Hauch einer Staatskanzlei-Perspektive. Die einzige kleine Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung hieße, als Juniorpartner die Regentschaft der verhassten CSU zu verlängern. Was schon die Freien Wähler willig zu tun bereit sind, auch die FDP, falls sie nicht scheitert, und notfalls die Grünen. Zuallerletzt jedenfalls die SPD.

Ja, von Brunn bleibt die Hoffnung eines Wunders wie im Bund 2021 für Olaf Scholz. Ein gewaltiger Söder-Überdruss müsste dazu her im ganzen Land. Das zeichnet sich in diesem Ausmaß nicht ab; und falls doch, wüsste die CSU aus langer Erfahrung, was dann eilig zu tun wäre.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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