VON GEORG ANASTASIADIS
Als die Finanzmärkte vor Wochen den Daumen für Liz Truss und ihre Steuerpläne senkten, war das Schicksal der glücklosen Briten-Chefin besiegelt. Anders als sie spielt Chinas Diktator Xi nach seinen eigenen Regeln: Der brutale Crash am Hongkonger Aktienmarkt nach dem Parteikongress am Wochenende wird ihn nicht das Amt kosten. Aber der darin erkennbare Entzug jeglichen Vertrauens der globalen Anleger ist ein Wetterleuchten für den lange für unverwundbar gehaltenen roten Drachen.
Wie Putin hat auch Xi sich verrechnet, als er glaubte, dass der Westen zum welthistorischen Untergang verurteilt ist, wohlstandsfixiert, profitsüchtig und zu verweichlicht für die Verteidigung seiner Werte. Den Pakt mit dem Kriegsverlierer Russland dürfte man in Peking längst bereuen. Indem es seine Feindseligkeit offen bekannte, hat das nach Expansion gierende China mächtige Gegenspieler auf den Plan gerufen und den Westen gegen sich geeint. Bidens USA haben die fernöstliche Supermacht als Reaktion auf die Allianz mit Moskau vom Import jeglicher Spitzentechnologie abgeschnitten. Dasselbe tun nun die Finanzmärkte: Sie schneiden Chinas nach Kapital dürstende Unternehmen von den westlichen Geldquellen ab. Das wird die Entwicklung des Riesenreichs massiv hemmen, vor allem, weil es ohnehin unter einer schweren Immobilienkrise und der paranoiden Covid-Politik seines Regimes leidet.
Aktionäre überall auf der Welt verkaufen nach Xi Jinpings Gruselshow auf dem kommunistischen Volkskongress panikartig ihre China-Aktien. Verständlich: Anlegergeld ist, wovor unsere Zeitung schon länger warnte, in Xis China nicht sicher. Wo Kanzler Scholz umgekehrt das Vertrauen hernimmt, diesem aggressiven China gerade jetzt Teile des Hamburger Hafens zu verkaufen, bleibt sein Geheimnis.
Georg.Anastasiadis@ovb.net