Die Fallpauschalen haben Kostendruck erzeugt, der mitschuldig ist am heutigen Pflegekräfte-Mangel in den Kliniken. Und in den rund 20 Jahren, seit dieses Finanzierungs-System eingeführt wurde, haben vor allem die privaten Klinik-Betreiber trickreiche Methoden entwickelt, über eigentlich überflüssige, aber gewinnbringende OPs trotzdem Gewinne zu erwirtschaften – während wenig lukrative Schwerkranke möglichst an andere (staatliche) Krankenhäuser weitergeschoben werden.
Insofern gibt es also gute Gründe, wenn Karl Lauterbach dieses zunehmend problematische Fallpauschalen-System abschaffen will. Doch da dank Corona und Inflation der Kostendruck auf die Kliniken noch größer geworden ist, sollten wir nicht allzu optimistisch sein, dass ein neues Finanzierungssystem für die Patienten wirklich auch ein besseres sein wird.
Schon heute neigen manche Kliniken ja dazu, Patienten im wahrsten Sinne des Wortes blutend nach Hause zu schicken, sobald sie (dank Fallpauschale!) nur noch Kosten verursachen. Wenn Lauterbach ankündigt, die Zahl der stationären Behandlungen weiter verringern zu wollen, muss er dabei auch die alternde Gesellschaft berücksichtigen. Es mag für eine Klinik ja rentabel sein, eine Seniorin gleich nach der OP heimzuschicken – für die frisch Operierte, die daheim hilflos auf sich gestellt ist, kann das aber schnell zum persönlichen Drama werden.
Klaus.Rimpel@ovb.net