Kreuzer kündigt Abschied an

Der verpasste Generationswechsel

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Thomas Kreuzer wird dem nächsten Landtag nicht mehr angehören. Es ehrt den CSU-Fraktionsvorsitzenden, dass er mit 63 Jahren Platz für die jüngere Generation macht. Doch spätestens mit seiner Ankündigung wird offensichtlich, was unterschwellig längst viele wussten: CSU-Chef Markus Söder hat den richtigen Zeitpunkt verpasst, in der Fraktion einen Generationswechsel einzuläuten.

Einst galt die CSU-Fraktion als „Herzkammer“ der Partei. Seit Franz Josef Strauß aber mutierte sie mit jedem Ministerpräsidenten ein wenig mehr zum Abnickverein für Ideen aus der Staatskanzlei. Söder hatte das System persönlicher Abhängigkeiten schon vor Amtsantritt perfektioniert. Der nach außen bärbeißige, aber gegenüber Söder bedingungslos loyale Kreuzer war ein williger Helfer in der nicht selten wechselnden Prioritätensetzung. Sehr bequem! Nur als Söder zwischenzeitlich auf den ganz grünen Kurs zu steuern schien, fremdelte Kreuzer sichtlich. In der Phase nach der Bundestagswahl, als Söder wegen seines Umgangs mit Armin Laschet, aber auch wegen der strikten Corona-Politik in der CSU kämpfen musste, blieb der Fraktionschef dagegen auffallend still.

Nun stellt sich die Frage, ob Kreuzers Amtszeit wirklich bis zur Wahl im kommenden Herbst an der Fraktionsspitze austrudeln soll. Eigentlich bräuchte es neuen Schwung – doch dafür müsste Söder schon wieder sein Kabinett umbilden. Fast undenkbar. Bei der letzten Rochade im Februar wäre der bessere Zeitpunkt gewesen.

Mike.Schier@ovb.net

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