Putins Kriegsminister Schoigu

Telefonterror aus Moskau

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Die Besessenheit, mit der der Kreml immer wieder den Einsatz von Atomwaffen ins Spiel bringt – zuletzt die absurden Telefonanrufe von Kriegsminister Schoigu mit der Warnung, das Opfer Ukraine bereite den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ vor –, ist vor allem eines: das Eingeständnis, dass es an der Front katastrophal läuft für Putin und die Verzweiflung in Moskau mit jedem Tag wächst.

Es ist ein typisches Muster russischer Lügenpropaganda und Kriegsführung, den Gegner dessen zu bezichtigen, was man in Wahrheit selbst vorhat. Der Westen sollte also gewarnt sein vor Putins dreckigem Spiel. Gleichzeitig weiß man aber auch im Kreml, dass eine wirkliche nukleare Eskalation für Russland mit gewaltigen Risiken und nur geringen Chancen verbunden wäre. Militärisch ist mit dem Einsatz einiger taktischer Atomsprengsätze gegen die dezentral agierenden ukrainischen Truppen wenig zu gewinnen, aber politisch alles verloren, weil nicht mal die geduldigsten Freunde sich nach einem solchen Zivilisationsbruch noch an Putins Seite blicken lassen könnten, von der mutmaßlich massiven Reaktion der USA ganz zu schweigen.

Das anhaltende Säbelrasseln ist deshalb der Versuch, Kiews westliche Verbündete einzuschüchtern und von weiterer Hilfe abzuhalten. Die Angst ist Putins Waffe. Und die wirkt ja teilweise schon, wenn man sich etwa Beiträge wie die des sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Kretschmer in der deutschen Debatte ansieht. Der will den Konflikt „einfrieren“ (bis sich die russischen Truppen neu formiert haben?) und am liebsten schon morgen wieder russisches Gas importieren, weil die Putin-Freunde in der AfD das möchten. Man darf schon gespannt sein, was „Russlandexpertin“ Alice Schwarzer und dem selbst ernannten Philosophen Precht zu Schoigus Telefonterror einfällt.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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