Kunst mit Kartoffelbrei zu bewerfen und das als „Klimaprotest“ zu verklären, ist nicht kreativ. Es ist wirr. Jener Teil der Täter, der aus Rampenlicht-Geilheit klebt und attackiert, kommt damit kurzfristig zum Erfolg – die Aufmerksamkeit für viele Aktionen ist noch hoch, wenn auch allmählich abflauend. Doch dem anderen Teil der Aktivisten, dem ernsthaft am Einsatz gegen den Klimawandel gelegen ist, schaden solche Exzesse gewaltig. Jeder Vandalismus, jede Straßensperre radikalisiert die Gruppen, entfremdet sie von den Menschen im Land und kostet Akzeptanz. Kein überzeugender Plan, wenn man versteht, dass eine echte Klimawende nur mit, nicht gegen die Bürger gelingen kann.
„Ziviler Ungehorsam“, das klingt niedlich, ist aber falsch. Der Boden des legitimen Protestes ist längst verlassen. Es geht um eine neue Form des Extremismus mit steigender Gewaltbereitschaft. Dazu passt nicht, wenn Museumsaufseher verdutzt bis verträumt den Angriffen zusehen, auf massive Schadenersatzansprüche verzichtet wird, die Polizei Straßensperren hinnimmt oder die Justiz viel zu sanfte Urteile spricht. Es passt auch nicht, wenn Parteien und Verbände, die wirklich für Umwelt- und Klimaschutz kämpfen, mit radikalisierten Gruppen sympathisieren. Falsche Milde an dieser Stelle hat eine gefährliche Konsequenz: In der Breite schrumpft das Verständnis für den Einsatz gegen den Klimawandel.
Christian.Deutschlaender@ovb.net