VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER
Wenn sich heute die CSU zum Parteitag sammelt, will sie das Bild einer kraftstrotzenden, stolzen Staatspartei vermitteln. Löwengleich, wie auf dem alten Wappen, aufrecht und die Krallen gewetzt, stürzt sie sich auf Berlin. Aber was ist das für ein wunderlicher Löwe? Jeder zweite Biss landet versehentlich im eigenen Schwanz. So ist das, wenn man mit Furor gegen die Energiepolitik der Ampel wettert: Die Koalition ist zu zögerlich, agiert zerstritten – sie versucht aber, jene Riesenprobleme zu lösen, in die auch die fatalen Fehler der unionsgeführten Vorgänger-Regierung diese Republik geführt haben.
Aus diesem Löwenschwanz-Dilemma hat die CSU nicht herausgefunden. Freilich, es wird nicht leichter durch die Merkelsche Verweigerung, auch nur den Hauch eigener Fehler einzugestehen. Denn auch die CSU, bis eben Vorkämpfer gegen Stromleitungen („Monstertrassen“) und Windräder („Verspargelung“), hat viel zu korrigieren. Die CSU-Werte, trotz Ampel-Formtief weiterhin unter 40, sind ein Signal: Die Wähler haben das gemerkt.
Das heißt nicht: Kritik an der Ampel einstellen. Bei Gaspreisbremse, AKW-Verlängerung und jenseits davon bei der Migration hat die CSU in Berlin trotz Schrumpfung wirklich was angeschoben. Es müssen aber mehr eigene Lösungen her, ein Energieplan mit radikaler Wende hin zu den Erneuerbaren. Erste Ansätze zeichnen sich immerhin allmählich ab. Mehr „Bayern macht“ statt „Berlin müsste“ – Löwenmut statt Katzenjammer, der Handlungsbedarf ist riesig! Der Augenblickspolitiker Söder mag Scholz’ Krise genießen. Aber Vorsicht: Auf die Ampel schimpfen können die Bayern auch ohne Söder. Er sollte darlegen, warum es ihn braucht, um es in Bayern besser zu machen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net