Der Ukraine-Krieg wird nicht nur militärisch entschieden. Je mehr die russischen Soldaten bei Cherson unter Druck geraten, desto stärker setzt Wladimir Putin deshalb auf eine Waffe, die nicht nur auf die Stimmung in Russland und in der Ukraine, sondern auch aufs westliche Ausland gerichtet ist: psychologische Kriegsführung. Dank seiner KGB-Ausbildung beherrscht Putin das Spiel mit den Ängsten perfekt. So weiß er auch, dass die ständige Wiederholung der Drohung, Atombomben einzusetzen, sich irgendwann abnutzt.
Deshalb erfand er nun eine neue Variante des nuklearen Terrors. Die Behauptung, Kiew wolle eine „schmutzige Bombe“ einsetzen, ist zwar völlig abstrus: Warum sollte Präsident Selenskyj die eigene Bevölkerung verstrahlen, zumal in einer Situation, da seine Truppen militärisch auf dem Vormarsch sind? Aber das Bomben-Märchen heizt weltweite Diskussionen darüber an, ob Putin selbst solch eine mit radioaktivem Material versetzte Bombe zünden will. Und Putins Angst-Propaganda wirkt!
Nicht nur bei uns in Europa, auch in den USA wackelt der Rückhalt für die teure Unterstützung Kiews – inzwischen sogar bei den US-Demokraten. Allein die Diskussion darüber, ob die USA nach Explosion einer „schmutzigen Bombe“ in der Ukraine noch tiefer in den Krieg gezogen werden, stärkt die Isolationisten im Trump-Lager. Sollten die Republikaner bei den Wahlen im November triumphieren, wäre das auch ein Sieg für Putin.
Klaus.Rimpel@ovb.net