EZB hebt Zinsen kräftig an

Die leichten Schritte sind jetzt getan

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erneut angehoben. Mit 0,75 Prozent fiel der Zinsschritt wieder spektakulär aus. Allerdings blieb ihr gar nicht anderes übrig. Der Zins steht jetzt bei zwei Prozent, die Inflation bei zehn Prozent. Dass die EZB die Teuerung schnell nach unten bringt, glaubt niemand mehr. Laut einer Umfrage erwarten Europas Bürger auch in drei Jahren noch drei Prozent Inflation – ein enormer Vertrauensverlust. Für die Währungshüter geht es jetzt darum, diese Inflationserwartungen einzufangen, also den Glauben an die Stabilität des Geldes wieder herzustellen. Dafür muss sie die Zinsen auf vier Prozent verdoppeln, sagen zum Beispiel Ökonomen wie Friedrich Heinemann oder Jörg Krämer. Und hier wird es irgendwann knifflig.

Schon jetzt spüren Verbraucher und Unternehmen die mit den höheren Zinsen verbundenen teureren Kredite. Auch die Finanzierung für Staaten mit hohen Schulden wird schwieriger, weshalb Italien oder Frankreich bereits gegen die Zinserhöhungen wettern. Je stärker die Wirtschaft bremst und je weiter die nächste Eurokrise um die Ecke lugt, desto größer wird die Kritik an der Inflationsbekämpfung werden. Auf den EZB-Rat, in dem sich Nordländer wie Deutschland und Südländer wie Italien vor ein paar Jahren schon einmal leidenschaftlich gegenseitig zerfleischt haben, kommen also wohl heiße Zeiten zu. Die leichten Schritte sind nämlich nun getan.

Andreas.Hoess@ovb.net

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