In der EU sollen ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrenner mehr verkauft werden. Man kann jetzt streiten, ob es klug ist, wenn Politiker Technologiepfade vorgeben. Oder ob es redlich ist, CO2-Emissionen von Elektroautos nur am nicht vorhandenen Auspuff zu messen, statt die Produktion der Zweitonner einzubeziehen. Aber: Für die Umwelt sind E-Autos wirklich das kleinere Übel.
Will man den Verkehr nun tatsächlich komplett elektrifizieren, reichen Verbote jedoch nicht aus. Die Sicherung kritischer Batterierohstoffe, der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromtrassen, das Errichten von Millionen von Ladesäulen in der EU: All das wird von der Industrie vehement gefordert. Die Politik muss hier Tempo machen, statt konkrete Projekte trotz großer Reden hinauszuschieben oder in Bürokratie zu ersticken.
Nicht zuletzt müssen die Käufer überzeugt werden. Tesla hat das bei Autofans mit aberwitziger Beschleunigung und digitalem Furzkissen im Sitz geschafft. Bei Vertretern, Pendlern oder Familien zieht das aber nicht. Sie erwarten genug Lademöglichkeiten und wollen oder können keine 30 000 Euro für einen Kleinwagen ausgeben. Auch hier müssen Lösungen her, sonst droht der Käuferstreik. Der EU-Abgeordnete Jens Gieseke von der CDU warnt augenzwinkernd schon vor dem Havanna-Effekt. In Kuba fahren die Menschen ihre alten Autos, bis sie auseinanderfallen. Das ist zwar auch nachhaltig, für ein Land, das vom Autobau lebt, aber keine gute Option.
Andreas.Hoess@ovb.net