Chinas Null-Covid-Strategie

Xi kann nicht alles kontrollieren

von Redaktion

LEONIE HUDELMAIER

Sogar der deutsche Bundeskanzler höchstpersönlich muss Chinas strikte Corona-Politik am eigenen Leib erfahren. Alle Gespräche bei seinem Besuch werden so abgeschottet geführt, dass Olaf Scholz (SPD) keinen Kontakt zur chinesischen Bevölkerung haben wird. Corona-Schutz ist bei dieser Abschottung vermutlich aber nur eine der politischen Interessen von Xi Jinping.

Schon seit Beginn der Pandemie verfolgt Chinas Machthaber eine Null-Corona-Politik mit einer Null-Toleranz-Manier. Millionen-Metropolen werden abgeriegelt, die dortige Wirtschaft zum Erliegen gebracht. Während Scholz nach einem Tag das Land wieder verlassen darf, werden Chinesen in ihren eigenen vier Wänden in Corona-Gewahrsam genommen. Nach knapp drei Jahren Pandemie ist das weder zeitgemäß noch einfallsreich. Bilder von Mitarbeitern des größten iPhone-Werks der Welt, die nach einem dortigen Corona-Lockdown das Gelände fluchtartig verlassen, zeigen: Die gesellschaftliche Akzeptanz für Xis Hardcore-Strategie pulverisiert sich immer mehr. Die jüngst steigenden Infektionen führen ohnehin vor: Das Virus lässt sich nicht gänzlich aufhalten.

Statt die chinesische Wirtschaft zu schwächen, weltweite Materialengpässe zu riskieren und die eigene Bevölkerung zu verprellen, sollte China anfangen, mit dem Virus zu leben. Dafür müsste Xi allerdings die Kontrolle abgeben – kein Leichtes für einen Autokraten.

Leonie.Hudelmaier@ovb.net

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