OB Feldmann muss gehen

Schaden über Frankfurt hinaus

von Redaktion

VON SEBASTIAN HORSCH

Der Fall dürfte einmalig sein. Eine deutsche Großstadt will ihren Oberbürgermeister loswerden. Weil der sich aber an sein Amt klammert, braucht es dafür erst einen Bürgerentscheid. Ein würdeloses Schauspiel.

Peter Feldmann hat kaum eine Gelegenheit ausgelassen, sich – und somit seine Stadt – zu blamieren. Der Frankfurter Rathaus-Chef schilderte einem gesamten Flugzeug über Mikrofon, dass ihn die Flugbegleiterinnen „hormonell am Anfang erst mal außer Gefecht gesetzt“ hätten. Er luchste den verdutzten Europapokalsiegern von Eintracht Frankfurt ihren Pokal ab, um sich selbst damit in Szene zu setzen. Und er ließ vor Gericht eine Erklärung verlesen, dass er seinerzeit seine heute sechs Jahre alte Tochter ja eigentlich lieber hätte abtreiben lassen. Das alles lässt schon tief blicken, ist aber wohl noch kein zwingender Rücktrittsgrund. Doch gegen Feldmann gibt es auch noch schwerwiegende Korruptionsvorwürfe. Fast die gesamte Stadtpolitik drängt ihn deshalb, seinen Hut zu nehmen – auch seine eigene SPD.

Der Schaden, den der Vorgang angerichtet hat, geht über die Stadt Frankfurt hinaus. Denn wie zum Beispiel auch die Fälle, in denen sich Abgeordnete mit Maskendeals an der Pandemie bereichert haben, bestätigt er das fatale Bild vom Politiker, der zuallererst an sich selbst denkt. Und obwohl es durchaus Gegenbeispiele gibt, sind es in Zeiten wachsenden Politikverdrusses genau diese Geschichten, die bei den Bürgern hängen bleiben.

Sebastian.Horsch@ovb.net

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