Presse-Beben in Österreich

von Redaktion

Chefredakteure ziehen sich wegen brisanter Chatverläufe zurück

Wien – Infolge der Korruptionsermittlungen in Österreich nach der Ibiza-Affäre haben sich zwei einflussreiche Chefredakteure vorerst zurückgezogen. „Die Presse“-Herausgeber und -Chefredakteur Rainer Nowak werde seine Funktionen während einer internen Prüfung der Vorwürfe vorerst ruhen lassen, erklärte dessen Mediengruppe. Der öffentliche Rundfunksender ORF gab indes bekannt, der ORF-TV-News-Chefredakteur Mathias Schrom gehe während einer internen Untersuchung ab sofort in den Urlaub. Der Ethikrat sei in diesem Fall um Prüfung gebeten worden.

Vor etwa einem Jahr war Bundeskanzler Sebastian Kurz nach Vorwürfen der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit als Regierungschef und später auch als ÖVP-Parteichef zurückgetreten – auch die Vorwürfe gegen ihn hängen mit österreichischen Medien zusammen. Auszügen aus der Untersuchungsakte zufolge tauschte Rainer Nowak 2017 eine Reihe von SMS mit dem ehemaligen Generalsekretär im Wiener Finanzministerium, Thomas Schmid, aus. Demnach sollte ihm der enge Vertraute von Kanzler Kurz auf den Chefsessel des ORF helfen – im Gegenzug für Unterstützung seinerseits. In einem Brief an die Leser entschuldigte sich Nowak nun für die „Tonalität und unangemessene Nähe“ in den Kurznachrichten.

Mathias Schrom hatte den Chat-Verläufen zufolge regelmäßigen Kontakt mit der FPÖ und deutete dabei darauf hin, dass er sich bemühe, den Einfluss der Sozialdemokraten beim ORF einzudämmen. Schrom räumte ein, die Nachrichten hätten „zugegebenermaßen keine glückliche Außenwirkung“.

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