Russischer Geschäftsmann gibt offen Wahl-Manipulation zu

von Redaktion

Kreml-Vertrauter: Haben uns seit Jahren in US-Wahlen eingemischt – Moskau beklagt weitere Kriegs-Verluste

München/Moskau – Es ist eine Nachricht, die kurz vor den Kongress-Zwischenwahlen in den USA besorgniserregend ist: Der russische Kreml-Vertraute Jewgeni Prigoschin hat eine „Einmischung“ in die US-Wahlen zugegeben. „Wir haben uns eingemischt, wir tun es und wir werden es weiter tun“, wurde Prigoschin am Montag im Online-Netzwerk seines Unternehmens Concord zitiert. Die Vereinigten Staaten hatten Moskau schon seit Jahren Einflussnahme auf Wahlen vorgeworfen und deswegen bereits Sanktionen gegen Prigoschin verhängt.

Jetzt erklärt Prigoschin ganz unverblümt, man sei bei der Manipulation „mit Vorsicht, Präzision, chirurgisch“ vorgegangen, „auf eine Art und Weise, die zu uns passt“. Der 61-Jährige antwortete damit offenbar auf eine Anfrage, sich zu einem Medienbericht zu äußern, wonach Russland sich in die Zwischenwahlen in den USA einmischt.

Dem einflussreichen Geschäftsmann wird vorgeworfen, Wahlen in mehreren westlichen Ländern manipuliert zu haben. Funktioniert haben soll das mit gefälschten Profilen auf Online-Plattformen, auf denen etwa Kandidaten schlechtgemacht oder Falschinformationen verbreitet werden.

Prigoschin scheint sich auf verschiedenen Ebenen aktiv für Russland einzusetzen. Im September gab er bekannt, die Söldnergruppe Wagner gegründet zu haben. Diese Gruppe kämpft an vorderster Front in der Ukraine und wird auch seit Langem verdächtigt, inkognito und brutal Russlands Interessen im Ausland durchzusetzen. Laut Berichten sollen die Söldner in Syrien, Libyen, Mali und der Zentralafrikanischen Republik aktiv sein.

Derweil muss Russland hohe Verluste in der Ukraine verzeichnen. Eine Einheit russischer Marineinfanteristen soll binnen vier Tagen 300 Mann bei Kämpfen im Gebiet Donezk verloren haben. Das geht aus einem Beschwerdebrief von Angehörigen der russischen Pazifikflotte hervor. Der Telegram-Kanal „Grey Zone“, der Verbindungen zur Wagner-Gruppe haben soll, veröffentlichte das an Gouverneur Oleg Koschemjako gerichtete Schreiben. Die Soldaten seien tot, verwundet oder würden vermisst, hieß es darin. Koschemjako räumte am Montag zwar schwere Kämpfe und Verluste in der 155. Brigade ein. Diese seien aber „bei Weitem nicht so hoch“.

Weiter angespannt ist auch die Lage im südlichen Cherson. Die Evakuierung der Region gehe laut Moskau weiter. Teilweise gebe es nach Beschüssen Stromausfälle.

Auch die russische Ausrüstung geht zunehmend zur Neige. Ukrainischen Angaben zufolge hätten die russischen Streitkräfte seit Beginn der Invasion bereits 278 Flugzeuge verloren. Das sind etwa doppelt so viele wie in Afghanistan. Diesen Verlust könne Russland laut britischem Geheimdienst nicht wettmachen. „Die russischen Flugzeug-Verluste übersteigen wohl ihre Fähigkeit, neue Flugwerke herzustellen, erheblich“, heißt es im täglichen Update des britischen Verteidigungsministeriums.

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