Gianni Infantino, Präsident des Fußball-Weltverbands, kündigte die „beste WM aller Zeiten an“, der Emir von Katar versprach, man werde Fans „aus allen Gesellschaftsschichten mit offenen Armen empfangen“. Lange Zeit gaben sich die Organisatoren der Wüsten-Weltmeisterschaft alle Mühe, den Eindruck zu vermitteln, dass Katar tatsächlich zu Fortschritten bereit ist. Ein Staat, in dem Homosexualität mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft wird. Oder Stockhieben.
Doch jetzt, nicht mal zwei Wochen vor Beginn des Turniers, lassen Aussagen eines offiziellen WM-Botschafters all die Versprechungen auf Besserung wie blanken Hohn wirken. Khalid Salman bezeichnete das Schwulsein in einer ZDF-Doku als „geistigen Schaden“. Wie viel ist da noch die „Sicherheitsgarantie“ des katarischen Premierministers wert, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser von ihrem Katar-Besuch mitbrachte? Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland, warnt Homosexuelle vor einer WM-Reise.
In Katar werden für vier Wochen Bälle, aber schon immer die Menschenrechte mit Füßen getreten. Gastarbeiter sterben vor lauter Erschöpfung in der Hitze. Und die Kritik? Findet Katars Außenminister „arrogant und rassistisch“. Der Wüstenstaat mag sich eine glänzende Fassade aufgebaut haben. Das rückständige, menschenverachtende Verhalten wird dadurch nicht verschleiert.
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