Kiew – Die Rückeroberung der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson hat in der Ukraine Jubel und Hoffnungen auf weitere Vorstöße ausgelöst. „Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklassen“, versprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zum Sonntag. Er berichtete von massiven Zerstörungen in der Region. „Vor der Flucht aus Cherson haben die Besatzer die ganze kritische Infrastruktur zerstört – Kommunikation, Wasserversorgung, Heizung, Strom.“
Ukrainische Sicherheitskräfte hätten mit der Räumung von Minen begonnen. 2000 Sprengsätze seien bereits entschärft worden, erklärte der ukrainische Präsident Seine Truppen hätten inzwischen rund 60 Ortschaften in der Region Cherson zurückerobert. Am Abend spricht die Nachrichtenagentur Unian sogar von 179.
In der Stadt Cherson war nach acht Monaten russischer Besatzung wieder ukrainisches Fernsehen zu empfangen. Der regionale Energieversorger teilte mit, er arbeite an einer Wiederherstellung der Stromversorgung. Es werde alles für eine „Rückkehr zu einem normalen Leben“ getan, sagte Jaroslaw Januschewitsch, Leiter der Militärverwaltung. Rund 200 Polizisten seien nach Cherson entsandt worden, um Straßensperren zu errichten und „die Verbrechen der russischen Besatzer“ zu dokumentieren, erklärte Polizeichef Igor Klymenko.
Unterdessen hat Russlands Verteidigungsministerium über einen kleineren Erfolg im Gebiet Donezk berichtet. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Die Kämpfe in diesem Gebiet seien die „reine Hölle“, hatte Selenskyj aber in seiner Videobotschaft erklärt.