Bilanz des Klimagipfels

Eher lähmend als beflügelnd

von Redaktion

VON MARC BEYER

Einmal mehr hat die Welt beim Klimagipfel in den Abgrund geblickt, und das in doppelter Hinsicht. Doch während die Naturkatastrophen sich häufen und Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen für millionenfaches Leid sorgen, ließ ein Durchbruch in Scharm el Scheich quälend lange auf sich warten. Das Ergebnis ist ernüchternd. Das 1,5-Grad-Ziel mag offiziell noch gelten, ist realistisch aber kaum mehr zu erreichen. Auch bei den Entschädigungen für die Hauptbetroffenen des Klimawandels sind zentrale Fragen offen. Wer zahlt was ein? Wer erhält wie viel? Und welche Rolle spielt China?

Andererseits: Was hat man erwartet? Die Klimakonferenz ist eine monumentale Veranstaltung mit zigtausenden Teilnehmern und vielfältigen Interessen, die nicht alle auf die Begrenzung des Klimawandels abzielen. Neben Gradzahlen ging es um geopolitische Abhängigkeiten, sogar um den Abschluss neuer Öldeals. Dass der Ausstieg aus fossilen Energiequellen am Ende nicht klar formuliert wurde, war so frustrierend wie folgerichtig.

Das Klima ist gleichzeitig ein Thema, das alle Staaten betrifft, und eines, für das nur ein sehr begrenzter Kreis verantwortlich ist. Die Verursacher der CO2-Emissionen sind in ihrer Zahl überschaubar. Um in dieser Kernfrage für die Zukunft des Planeten Fortschritte zu erzielen, braucht es kein aufgeblähtes Format mehr. Im Gegenteil, Scharm el Scheich war ein weiterer Beleg, dass ein solcher Rahmen eher lähmen als beflügeln kann.

Marc.Beyer@ovb.net

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