VON CLAUDIA MÖLLERS
Das Ringen um Reformen in der katholischen Kirche ist nicht vorbei. Genauer genommen hat es gerade erst richtig begonnen. Der Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan kann als Beginn einer ebenso ernsthaften wie schwierigen Debatte über strukturelle und theologische Neuorientierungen gewertet werden. Sicher: Die Kurienkardinäle haben ihren deutschen Glaubensbrüdern rote Linien aufgezeigt und mit einem Aussetzen des in Rom mit Argwohn betrachteten „Synodalen Wegs“ gedroht.
Reformkritiker fühlen sich nun in ihrer Ablehnung von Veränderungen bestätigt und frohlocken. Doch das könnte verfrüht sein. Die Tatsache, dass Papst Franziskus an der Konfrontation zwischen den Kurienvertretern und den deutschen Bischöfen nicht teilgenommen hat, könnte die Tür für weitere Diskussionen offen halten. Wäre Franziskus dabei gewesen, hätte er sich positionieren müssen. So hat er sich die Entscheidung über Ausmaß und Grenzen von Reformen offengehalten.
Das lässt zumindest die Hoffnung zu, dass sich die Kirche doch bewegen könnte. Für viele Gläubige aber in Deutschland dürfte das zu wenig und zu spät sein. Sie haben keine Geduld mehr und verstehen die sture Verweigerungshaltung der römischen Kurie längst nicht mehr. Auch der Papst ist für viele Katholiken eine bittere Enttäuschung. So kann der Auszug vieler tausend Kirchenmitglieder und die drohende Marginalisierung der Kirche in Deutschland nicht gestoppt werden. Jetzt sind mutige Bischöfe und Laien gefordert, die in dem nun begonnenen Konflikt mit der Kurie Haltung zeigen, denn nun geht es ums „Eingemachte“.
Claudia.Moellers@ovb.net