Minsk – Die zu einer langen Haftstrafe verurteilte belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa ist nach Angaben eines anderen inhaftierten Politikers auf der Intensivstation ihres Gefängnisses. „Mascha ist auf der Intensiv, Ursache unbekannt“, twitterte Viktor Babariko am Dienstag. Sie sei am Vortag operiert worden, schrieb er, ohne Details zu nennen. „Sie ist gegenwärtig in einem stabilen, ernsten Zustand, bei Besserung.“ Offizielle Erklärungen zu dem Ereignis gibt es nicht.
Kolesnikowas Schicksal wird in Deutschland immer mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, weil sie länger in Stuttgart lebte und fließend Deutsch spricht. Sie gilt zusammen mit Swetlana Tichanowskaja als Galionsfigur der belarussischen Opposition gegen Langzeit-Machthaber Alexander Lukaschenko. Die beiden führten 2020 die landesweiten Proteste gegen die umstrittene Präsidentenwahl an, bei der sich Lukaschenko zum Sieger erklärt hatte. Er ließ Polizei und Justiz hart gegen die Demonstranten vorgehen. Tichanowskaja ging nach Litauen ins Exil, Kolesnikowa wurde dagegen verhaftet und wegen Verschwörung zum Umsturz zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Der Prozess galt als politische Inszenierung.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die sofortige Freilassung der Regierungskritikerin. „Die Berichte über den Gesundheitszustand von Maria Kolesnikowa gehen mir sehr nahe“, erklärte Baerbock am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Das Regime in Belarus muss für ihre Gesundheit garantieren und sie sofort freilassen. Ihr Einsatz für Demokratie ist kein Verbrechen.“