Auf der Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums gab es dieser Tage eine außergewöhnliche Szene. Der sonst um keine Antwort verlegene Sprecher Zhao Lijian wurde von einem westlichen Reporter nach der Null-Covid-Strategie gefragt. Erst antwortete Lijian mit endlosem Schweigen, dann ordnete er nervös seine Unterlagen und bat, die Frage zu wiederholen. Irgendwann stammelte er eine Antwort. Deutsche Zuschauer fühlten sich an Günter Schabowski 1989 erinnert – ein Sprecher, den die neue Politik seiner Regierung quasi überrollt.
Noch ist es nicht final, aber tatsächlich mehren sich die Anzeichen, als könnte China von seiner rigiden Null-Covid-Politik abweichen. Das Eingestehen von Fehlern ist in der Politik von Xi Jingping aber nicht vorgesehen. Zumal Experten davor warnen, dass eine abrupte Öffnung angesichts des unzureichenden Impfschutzes der chinesischen Bevölkerung verheerend sein könnte.
Doch Xi muss der Realität ins Gesicht sehen: Auch wenn er die Proteste brutal beendete, gärt es offensichtlich in seiner Bevölkerung. Auch die ewig boomende Wirtschaft schwächelt, was für autoritäre Regime immer Gefahr bedeutet. Xi wird den Kurs also nur vorsichtig korrigieren – und irgendwann findet er dafür auch Worte.
Mike.Schier@ovb.net