Lambrecht unter Druck

von Redaktion

Ministerium weist Berichte über Krise bei Jet-Beschaffung zurück – Scholz bekräftigt Kauf

Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Entscheidung der Bundesregierung für den milliardenschweren Kauf neuer Tarnkappenjets in den USA bekräftigt. „Deutschland hält an seinem Engagement im Rahmen der Übereinkünfte der Nato zur nuklearen Teilhabe fest, auch durch den Kauf von Kampfjets des Typs F-35 mit dualer Einsatzfähigkeit“, schreibt der SPD-Politiker in einem Beitrag für das US-Medium „Foreign Affairs“. Die neuen Flugzeuge sollen die überalterte Flotte aus Tornado-Kampfflugzeugen ablösen, mit denen die deutsche Luftwaffe bislang einen Beitrag zur nuklearen Abschreckung leistet.

Nach Berichten über neue Risiken bei den Vorhaben berieten am Montag auch Haushälter der Ampel-Koalition über das Projekt. An dem Treffen nahm zeitweise auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) teil, die in den vergangenen Tagen verstärkt in der Kritik stand. „Wir haben heute noch mal deutlich gemacht, dass die F-35 ein Projekt höchster Priorität ist und der vollen Aufmerksamkeit der Ministerin bedarf. Die F-35 soll die nukleare Teilhabe Deutschlands sicherstellen. Das zeigt, die Nachfolge des Tornados ist ein zentrales verteidigungspolitisches Projekt“, sagte der FDP-Haushaltspolitiker Karsten Klein (FDP) nach dem Treffen. Es gehe um erhebliche Investitionen von über 10 Milliarden Euro. „Wenn die Zeitschiene gerissen wird, entstehen erhebliche Folgekosten für die weitere Nutzung des Tornados. Dies muss verhindert werden“, sagte Klein. Das Verteidigungsministerium müsse alle Voraussetzungen schaffen. Dies gelte für die Zulassung wie auch für die baulichen Einrichtungen zum Betrieb der neuen Maschinen.

Das Verteidigungsministerium widersprach Berichten über erhebliche neue Risiken. Der Haushaltsausschuss des Bundestags sei in einer 25-Millionen-Euro-Vorlage darüber informiert worden, welche Aspekte des Projektes noch unklar seien und wie die Folgen und die Wahrscheinlichkeit von Problemen abgemildert werden sollen, sagte ein Sprecher in Berlin. „Es gibt keine Krise. Es gibt derzeit kein Problem in der Planung, auch nicht in der Infrastruktur“, sagte der Sprecher. Laut Vorlage an den Ausschuss sei das Projekt „deutlich auf einem guten Weg“ und „alles grün“.

Bei Mitgliedern des Haushaltsausschusses war Unzufriedenheit wegen möglicher Risiken laut geworden. Die „Bild am Sonntag“ hatte am Wochenende über eine geheime Vorlage berichtet, in der das Verteidigungsministerium vor erheblichen Risiken des Geschäfts warne, die auch den Umbau des Flugplatzes in Büchel (Rheinland-Pfalz) und die Erteilung der nationalen Zulassung der Flugzeuge betreffen könnten.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte am Montag auf die Frage, wie zufrieden die Bundesregierung mit der Arbeit der Ministerin sei: „Der Bundeskanzler ist zufrieden mit der Arbeit aller Ministerinnen und Minister dieses Kabinettes.“ Auch Scholz selbst hat sich bisher öffentlich keine Unzufriedenheit mit Lambrecht anmerken lassen. In der vergangenen Woche verteidigte er sie, nachdem die Schwierigkeiten bei der Munitionsbeschaffung bekannt wurden. „Die Verteidigungsministerin ist jetzt sehr engagiert dabei, diese Missstände der letzten Jahrzehnte zu beseitigen“, sagte er nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Scholz lässt sich nur ungern von der öffentlichen Meinung treiben. C. HOFFMANN, M. FISCHER

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